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Brandenburg: Nach der Baupleite von Bernau

BERNAU .Nachdem die Wohnpark Bernau-Friedenstal Immobilien GmbH (WBF) die Gesamtvollstreckung für das zweitgrößte Wohnungsbauprojekt im Berliner Umland angemeldet hat, herrscht im Rathaus Bernau Ratlosigkeit.

BERNAU .Nachdem die Wohnpark Bernau-Friedenstal Immobilien GmbH (WBF) die Gesamtvollstreckung für das zweitgrößte Wohnungsbauprojekt im Berliner Umland angemeldet hat, herrscht im Rathaus Bernau Ratlosigkeit.

Der Weg zu den Büros des Stadtplanungsamtes Bernau führt bis unter das Dach im Rathaus der 24 000 Einwohner zählenden Kleinstadt östlich von Berlin."Wir Planer müssen ja den Überblick behalten", sagt Amtsleiter Friedemann Seeger.Das gilt im Moment ganz besonders: Die Berliner Grundkreditbank hat als Mehrheitseignerin der WBF (58 Prozent) Anfang der Woche bekannt gegeben, daß sie sich von ihrem Partner, der Buck Inpar GmbH, trennen wolle.Nach Querelen zwischen den Gesellschaftern wollte die Berliner Genossenschaftsbank kein weiteres Kapital in das verlustreiche Bauprojekt stecken, an dessem Ende einmal 2200 Wohnungen stehen sollten.

"Uns wurde aber versichert, daß es mit dem Bau weitergehen soll", sagt Seeger.Ein Grund der Bau-Pleite liegt im märkischen Sand verborgen: Die gesamte Infrastruktur des 30 Hektar großen Areals wurde bereits erstellt.Strom- und Wasserleitungen sowie das Straßensystem stehen für die weiteren Bauabschnitte bereit.Die Kosten dafür wurden bereits mit dem ersten, im vergangenen Jahr abgerechneten, Bauabschnitt finanziert, bei dem bereits 450, zum Großteil auch bezogene, Wohnungen entstanden.Dazu gehört auch die fünf Millionen Mark teure S-Bahn-Station Bernau-Friedenstal, die als erste in Deutschland privat finanziert wurde.

"Die Station ist schon jetzt ausgelastet", sagt Amtsleiter Seeger.Das Gesamtkonzept "Wohnen mit Bahn-Anschluß in die Berliner City" mache durchaus Sinn.Und selbst die hohe Zahl von 2200 Wohnungen auf dem ehemaligen Acker zwischen Bernau und der märkischen Gemeinde Zepernick sei nicht übertrieben: "Wir liegen gemäß dem Landesentwicklungsplan für den engeren Verflechtungsraum an einer besonderen Siedlungsachse." Damit schon jetzt geringer bebaute Regionen im Umland nicht völlig zersiedelt werden, haben sich die Landesregierungen von Brandenburg und Berlin darauf geeinigt, künftigen Wohnungsbau in den Kleinstädten rund um Berlin zu konzentrieren.

Nachdem im Laufe der vergangenen Jahre deutlich wurde, daß viele Berliner zwar gerne ins Umland ziehen möchten, dann aber lieber gleich in ein Haus und nicht in eine Geschoßwohnung, "haben wir für zwei Drittel der Fläche noch einmal einen eigenen Bebauungsplan aufgestellt", konstatiert Seeger.Dabei wurde für die künftigen Abschnitte der Bau von Einfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern festgelegt.Doch auch das Umschwenken noch während der Bauarbeiten für den ersten Abschnitt konnte den Gang der WBF zum Konkursrichter nicht verhindern.

Dabei waren die beiden Bau-Partner mit dem ersten Bauabschnitt aus Sicht ihrer Kunden recht erfolgreich."Von den 450 fertiggestellten Wohnungen sind alle verkauft", sagt die Wohnungs-Maklerin der WBF im Musterhaus auf dem Friedenstaler Baugelände.Rund 80 Prozent der Eigentumswohnungen sollen bislang schon vermietet worden sein.Von den Vier-Raum-Wohnungen könne sie nur noch eine Handvoll zur Vermietung im Auftrage der Eigentümer anbieten.Darunter sei nur eine, die schon einmal bezogen und dann wieder verlassen wurde.Die Neu-Bernauer in Friedenstal sind - so scheint es - mit ihren neuen Eigenheimen zufrieden.Die Wohnungs-Maklerin ist denn auch sicher: "Die werden hier schon noch weiterbauen." Die Frage sei nur, wann.

FRANK HOFMANN

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