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Brandenburg: Nichts los in Potsdams Innenstadt?

Gutachter: Bei Ansiedlung stilvolle Cafés und Boutiquen den Ramschläden vorziehenVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Die barocke Innenstadt Potsdams bleibt ein Sorgenkind: Zwar schreitet die Sanierung sichtbar voran.

Gutachter: Bei Ansiedlung stilvolle Cafés und Boutiquen den Ramschläden vorziehenVON THORSTEN METZNER POTSDAM.Die barocke Innenstadt Potsdams bleibt ein Sorgenkind: Zwar schreitet die Sanierung sichtbar voran.Doch das Niveau von Handel, Gastronomie und Dienstleistungen hinkt deutlich hinterher.Die Berliner Forschungsstelle für Handel (FFH) hat erstmals ein Konzept vorgelegt, welche Branchen in der Innenstadt vorrangig angesiedelt werden sollten, um schon bis zur Bundesgartenschau im Jahr 2001 einen Qualitätssprung zu erreichen.Gutachter Michael Giese warnte aber, daß die Verkaufsfläche im Mammutprojekt "Potsdam-Center" am Stadtbahnhof nicht über die bisher vorgesehenen 12 000 Quadratmeter Verkaufsfläche vergrößert werden dürfe.Mehr vertrage die Innenstadt nicht."Bis zum Jahr 2005 muß ein tiefgreifender Wandel der Angebotsstruktur eingeleitet werden", lautet das Fazit des im Auftrag des Sanierungsträgers erstellten Gutachtens, für das 395 Gewerbebetriebe befragt worden sind.Die Empfehlungen: Bei der Ansiedlung von Läden, Restaurants und Cafés in der Innenstadt müsse die Fußgängerzone in der Brandenburger Straße als Haupteinkaufsmeile eindeutig Priorität haben.Statt der dort bisher zahlreich vorhandenen Billigläden sollte Potsdam bei Neuansiedlungen auf hochwertige Angebote (Freizeit, Mode bis Lifestyle-Wohnen), im Gegensatz zu den bisherigen Cafés im HO-Stil, auf Kaffeehauskultur, auf originelle Bistros und bislang fehlende Schnellrestaurants setzen.Die Ansiedlung eines Warenhauses und eines Bekleidungs-Kaufhauses - beides fehlt bisher - sei unverzichtbar.Potsdams amtierender Baubeigeordneter Hans-Joachim Bosse sagte, daß Karstadt in diesem Jahr mit dem Bau beginnen will.Der Sanierungsträger will versuchen, trotz seiner bisher auf den Schutz vorhandener Läden ausgerichteten Politik, das Niveau zu verbessern, sagte Geschäftsführer Bernd Cronjaeger.Die wirtschaftliche Situation des bestehenden Handels in der Innenstadt ist schwierig: Zwei Drittel der Unternehmen meldeten bei der Befragung stagnierende und rückläufige Umsätze.Seit 1995 sind die Umsätze in der Innenstadt um 40 Prozent zurückgegangen, was besonders auf das im Osten der Stadt gelegene "Stern-Center" - es hat eine größere Verkaufsfläche als die Fußgängerzone - zurückgeführt wird.Die Mieten sind laut FFH mit einer Durchschnittsmiete von 69 Mark je Quadratmeter in der Fußgängerzone und von 49,30 Mark in den darum herum liegenden Teilen der Innenstadt im Vergleich mit anderen deutschen Städten zwar nicht zu hoch - aber die Umsätze zu niedrig.Angesichts der schwierigen Gesamtlage, so das Branchenkonzept, müsse die Stadt dennoch versuchen, das Mietniveau weiter zu senken.Mittelfristig hat laut FFH aber jedes zweite Unternehmen in der Sanssouci-Stadt durchaus "gute und sehr gute Perspektiven".Heftigen Streit gibt es um das Holländische Viertel.Die Gutachter empfehlen, ausgerechnet im nach Sanssouci bekanntesten Kleinod Potsdams keine weiteren Läden und Gaststätten anzusiedeln, weil schon die jetzigen Betriebe zu geringe Umsätze machen würden.Nach Vorstellung der Gutachter sollten Kultureinrichtungen angesiedelt und über einen neuen Sponsoring-Förderkreis Mieten subventioniert werden, um das Holländische Viertel wirtschaftlich zu stabilisieren.Die Interessengemeinschaft der dortigen Gewerbetreibenden und die Stadtverwaltung haben dies als "abenteuerlich" zurückgewiesen.

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