zum Hauptinhalt

Brandenburg: SMI zwischen Hoffen und Bangen

Stolpe will in China die Frankfurter Mikroelektronik retten VON THORSTEN METZNER, POTSDAMKann Ministerpräsident Manfred Stolpe in China die Nachfolgefirma des früheren Halbleiterwerks in Frankfurt (Oder) retten? Bei seinen Wirtschaftsgesprächen in Fernost will Stolpe nächste Woche versuchen, die Übernahme der System Microelectronic Innovation GmbH (SMI) durch den Tongwei-Konzern doch noch unter Dach und Fach zu bringen.

Stolpe will in China die Frankfurter Mikroelektronik retten VON THORSTEN METZNER, POTSDAM

Kann Ministerpräsident Manfred Stolpe in China die Nachfolgefirma des früheren Halbleiterwerks in Frankfurt (Oder) retten? Bei seinen Wirtschaftsgesprächen in Fernost will Stolpe nächste Woche versuchen, die Übernahme der System Microelectronic Innovation GmbH (SMI) durch den Tongwei-Konzern doch noch unter Dach und Fach zu bringen.Da dies regierungsintern als letzte Chance für die Rettung von SMI gilt, hat die China-Reise Stolpes unerwartete Brisanz bekommen. "Es wäre ein Wunder, aber die Erfolgsaussichten sind gering", sagte Stolpe am Dienstag in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel.Die Verhandlungen mit der Tongwei-Gruppe - dem größten Privatunternehmen der Volksrepublik China - über einen Kauf von SMI laufen seit einem Jahr."Sie haben zu keinem Erfolg geführt", sagte Stolpe."Deshalb ist es es nicht mehr zu vertreten, unrealistische Hoffnungen zu wecken." Dagegen appellierten Belegschaft und Managment erneut an beide Seiten, die Privatisierung des einzigen großen Halbleiterproduzenten Brandenburgs zu einem positiven Ende zu führen.SMI erwartet von der China-Reise Stolpes einen "maßgeblichen Fortschritt". Mit dem Poker um SMI befaßte sich am Dienstag auch die SPD-Landtagsfraktion.Der Abgeordnete Reinhard Zarneckow forderte, "die Karten bis zum Schluß auszureizen." Er machte keinen Hehl daraus, daß er über die pessimistische Haltung von Stolpe unglücklich ist."Hoffentlich wird es keine selbsterfüllende Prophezeiung", sagte Zarneckow."Wenn es nicht klappt, kann man es auch danach sagen." Auch der Repräsentant der Tongwei-Gruppe, Andreas Mohry, hat seine Irritation darüber bekundet, daß Stolpe vor der SMI-Belegschaft die Verhandlungen für gescheitert erklärt hatte.Laut Mohry besteht das Kaufinteresse von Tongwei an SMI weiter.Er versicherte, bis Ende Februar lägen die Genehmigungen der Chinesischen Plankommission für die Ausfuhr von Devisen und die Zahlungszusicherungen der Bank vor. Trotzdem sind nach einer nunmehr siebenjährigen Zitterpartie, bei der es nicht gelang, den früheren Marktführer im Ostblock für bipolare Schaltkreise auf sichere marktwirtschaftliche Füße zu stellen, Zeit und Geld für die Rettung von SMI knapp geworden: Entsprechend einem Landtagsbeschluß wird es nur noch bis März Subventionen aus dem Brandenburger Landeshaushalt für SMI geben."Dabei wird es bleiben", sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Birthler.Das Land Brandenburg hat seit Jahren als 51prozentiger Mehrheitsgesellschafter (49 Prozent hält das US-Unternehmen Synergy Semiconductor) monatlich zwei Millionen Mark in das Unternehmen gesteckt.Trotzdem übersteigen die Verluste die Erlöse um mehr als das Doppelte.Mit einem Jahresumsatz von unter 20 Millionen Mark ist SMI von der 50 Millionen Marke weit entfernt, die bei einer Größe von 370 Mitarbeitern nötig wäre.Landtag und Landesrechnungshof sehen die finanzielle Schmerzgrenze erreicht.Zwar hatte vorige Woche auch die Firma Silicon Sensor aus Berlin ihr Interesse an SMI bekundet.Doch bei einem Scheitern der SMI-Privatisierung bis März wäre die Gesamtvollstreckung unvermeidlich.Wenn auf der China-Reise Stolpes eine Übernahme durch Tongwei doch ermöglicht wird, wäre dies auch über die Landesgrenzen hinaus von Bedeutung.Stolpe: "Zum ersten Mal würde China ein Joint-venture in der Europäischen Union eingehen - aber wir werden zum Monatsende wohl Abschied von einem Traum nehmen müssen."

Zur Startseite