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Brandenburg: Theaterstreit ohne Ende

Potsdams Stadtparlament verschiebt Entscheidung über Neubau des Hans-Otto Theaters VON THORSTEN METZNER Potsdam. Das Tauziehen um das Potsdamer Hans-Otto-Theater nimmt kein Ende.

Potsdams Stadtparlament verschiebt Entscheidung über Neubau des Hans-Otto Theaters VON THORSTEN METZNER

Potsdam. Das Tauziehen um das Potsdamer Hans-Otto-Theater nimmt kein Ende.Die Stadtverordnetenversammlung hat am Mittwoch die Entscheidung vertagt, welche Neubau-Variante in der Zimmerstraße errichtet wird.Nun soll bis Ende Januar der Streit um Kosten und Bauhöhe beigelegt werden.Die Preußische Schlösserstiftung hat massive Bedenken angemeldet.Sie befürchtet, daß der vorgesehene, rund 20 Meter hohe Turm an der unmittelbaren Grenze zum Schloßpark Sanssouci das UNESCO-Weltkulturerbe empfindlich stören würde. Oberbürgermeister Horst Gramlich teilte mit, daß in den nächsten Wochen Gespräche mit der Schlösserstiftung und der Landesregierung stattfinden sollen."Die Finanzierung des Theaters ist nicht gesichert", bestätigte Gramlich.Er kritisierte, daß der Landtag mit der SPD-Mehrheit kürzlich Potsdams Hauptstadt-Vertrag von zehn Millionen Mark halbiert hatte.Damit war auch die zwischen Regierung und Stadt ausgehandelte Finanzierung für den Theaterneubau geplatzt.Intendant Stephan Märki äußerte sich enttäuscht über die Vertagung, da noch immer keine Klarheit über die Zukunft des Hans-Otto-Theaters herrsche. Märki warnte dringend davor, die Debatte um Potsdams neues Theater erneut zu entfachen, weil dann der Zeitplan und sogar die Existenz des Hans-Otto-Theaters in Frage gestellt würden.PDS-Fraktionschef Scharfenberg wies die Befürchtungen Märkis zurück.Er betonte, daß der Standort Zimmerstraße mit der Verschiebung "auf keinen Fall" in Frage gestellt werde.Die Stadtverordnetenversammlung hatte erst im Dezember das geplante 90-Millionen-Theater an der Schiffbauergasse in der Berliner Vorstadt gestoppt - und den Ausbau des Hans-Otto-Theaters in der Zimmerstraße, Spielstätte seit 1948, beschlossen."Wir beginnen die Standortdebatte nicht von vorn - wir sind keine Kasper", sagte Scharfenberg. Die Preußische Schlösserstiftung hält dagegen an ihren Bedenken gegen das neue Theater am unmittelbaren Rand zum Schloßpark Sanssouci fest, das auch im UNESCO-Memorandum über schädliche Potsdamer Projekte für die Kulturlandschaft aufgelistet war - vor allem wegen des hohen Turms."Man kann nicht die DDR-Hochhäuser am Kiewitt unglücklich finden, welche Sanssouci stören - und gleichzeitig direkt am Rande des Parkes ein zwanzig Meter hohes Gebäude zulassen", sagte Stiftungssprecher Gert Streidt. Für Potsdams neues Theater, das vom Kölner Architektenbüro Böhm geplant wird, stehen mehrere Varianten zur Diskussion.SPD-Rathausspitze und PDS-Fraktion favorisieren die 36-Millionen-Mark teuere "Variante IIa", bei der mit einem 19 Meter hohen Bühnenturm allerdings keine - vom Land gewünschte - Kompatibilität zu den Spielstätten in Frankfurt (Oder) und Brandenburg/Havel erreicht wird.Dies würde drei Millionen Mark mehr kosten.Märki wollte sich in die Varianten-Diskussion nicht einmischen."Mir ist jedes bespielbare Theater recht, was zur Jahrtausendwende steht." Dann läuft die Genehmigung für das provisorische Theater-Blechzelt auf dem Alten Markt aus.In ihrem Beschluß verweisen die Stadtverordneten die Varianten-Vorlage in Haupt- und Finanzauschuß - nicht in den Kulturausschuß.Diesen hatte die Stadtverordnetenversammlung gegen die Stimmen der PDS vorher aufgelöst, da die PDS - entgegen dem Druck aus allen Fraktionen - an der Kulturausschußvorsitzenden Juliane Nitzsche trotz ihrer Stasi-Verstrickungen festgehalten hatte.Die Haltung der PDS zeige, so der SPD-Stadtverordnete Helmut Przybilski, daß die Partei ihre Vergangenheit nicht bewältigt hat und "als Koalitionspartner für demokratische Parteien nicht in Frage kommt."

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