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Brandenburg: Überleben von SMI ziemlich unsicher

Wird das Land weitere Beihilfen zahlen?VON THORSTEN METZNER POTSDAM.

Wird das Land weitere Beihilfen zahlen?VON THORSTEN METZNER POTSDAM.Über dem früheren Halbleiterwerk in Frankfurt (Oder), heute die Microelectronic Innovation GmbH (SMI), schwebt der Pleitegeier.Rund 100 SMI-Mitarbeiter haben am Donnerstag vor dem Landtag von der Stolpe-Regierung weitere Liquiditätshilfen gefordert, um das tiefrote Zahlen schreibende Unternehmen zu retten.Die Landesregierung lehnt bislang weitere Liquidätshilfen ab.Wirtschaftsminister Burkhard Dreher meinte lediglich, daß die Regierung weiterhin eine sozialverträgliche Lösung anstrebe. Nach einem Treffen mit Vertretern des Wirtschaftsausschusses des Parlaments, Betriebsrats, von Geschäftsführung und IG Metall teilte Dreher mit, die geforderten Liquiditätshilfen in Höhe von 2,5 Millionen DM würden nicht geleistet.Seit rund drei Jahren bemüht sich Brandenburg als Mehrheitsgesellschafter um den Verkauf des Unternehmens.49 Prozent hält seit 1993 die kalifornische Synergy Semiconductor Corporation.Zu DDR-Zeiten hatte das damalige Halbleiterwerk 8000 Beschäftigte, heute sind es 370. Die Chance für SMI liege in Nischenmärkten, erklärte Dreher, was jedoch einen deutlichen Personalabbau erfordere.Die Landesregierung, die kommenden Dienstag erneut über die Zukunft der Mikroelektronik-Firma beraten will, gerät unter Druck.Während Belegschaft und IG Metall eine Gesamtvollstreckung ablehnen, nannte Dreher als mögliche Auswege für SMI ein "gerichtliches Verfahren", das entweder mit einer Auffanglösung oder einer Übergabe an einen potentiellen Berliner Interessenten gekoppelt werde."Die nächsten Schritte hat die Geschäftsführung zu gehen - nicht die Landesregierung", sagte Dreher - eine indirekte Aufforderung, sich zum Konkursrichter zu begeben.Es sei selbstvertändlich, daß die Regierung eine sozialverträgliche Lösung anstrebe.Brandenburg habe ein vitales Interesse, den Produktionsstandort zu erhalten. In den letzten Jahren hat Brandenburg 60 Millionen Mark in das Werk investiert, wobei die Mittel vor allem in die Personalkosten flossen.Bei seinem Personalbestand müßte SMI laut Wirtschaftsministerium einen Jahresumsatz von 70 Millionen Mark erwirtschaften - 18 Millionen Mark waren es 1996.Eine Sanierung des Unternehmens würde öffentliche Zuschüsse in Höhe von weiteren rund 80 Millionen Mark erfordern.Im Februar scheiterte der Verkauf von SMI an die chinesische Tongwei-Gruppe.Ob weitere Mittel in das Unternehmen gesteckt werden sollen, ist umstritten. Vor dem Hintergrund fehlender Perspektiven für SMI hatte der Landtag die Liquiditätshilfen für das Unternehmen zum April hin stoppen lassen.Der SPD-Abgeordnete Joachim Franck warnte die Landesregierung vor einem Umfallen bei SMI: "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende".Über die SMI-Aktivitäten der Landesregierung fällte Franck ein vernichtendes Urteil: "Ich habe nicht den Eindruck, daß sich die Regierung bei aktiver Industriepolitik durch besondere Kompetenz auszeichnet." Es erinnere eher an "management by running around" - Management durch Umherlaufen.

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