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Brandenburg: Wiederaufbau des modernen Pompeji

KÜSTRIN/KOSTRZYN .Die historische Innenstadt von Kostrzyn soll wieder aufgebaut werden.

KÜSTRIN/KOSTRZYN .Die historische Innenstadt von Kostrzyn soll wieder aufgebaut werden.Die ehrgeizigen Pläne der polnischen Oderstadt waren vor Jahren auf Eis gelegt worden, jetzt werden die alten Fundamente freigelegt.Der Wiederaufbau von Schloß, Rathaus und Festung steht auf der Wunschliste ganz oben.Eventuell soll auch die Kirche wieder entstehen.Die Autofahrer in der Warteschlange vor dem deutsch-polnischen Grenzübergang nehmen die Rauchsäulen und den Geruch brennender Zweige am ehesten wahr.Sie stehen gezwungenermaßen sehr lange auf der Oderbrücke mit Blick auf die alte Küstriner Festung, auf deren Mauerresten sich heute ein Obelisk mit Sowjetstern und ein Geschütz erheben.Von der Festung selbst und der Altstadt von Küstrin ist nichts mehr zu sehen, sie ist seit Kriegsende zerstört.

Stalin selbst soll den Befehl gegeben haben, die Stadt so zu zerstören, daß nie wieder Menschen hier leben können.Der erbitterte und sinnlose Widerstand gegen die sowjetische Eroberung hatte ihn offenbar zu der Entscheidung veranlaßt.Küstrin wurde zur Ruinenstadt, und drumherum entstand die neue Stadt Kostrzyn mit heute 18 000 Einwohnern.Vor dem Krieg zählte Küstrin 30 000 Einwohner.Doch jetzt soll das alte Zentrum wieder aufgebaut werden.Die Rauchsäulen sind untrügliche Zeichen dafür.

Kräftige Männer tragen auf dem Gelände Baumstämme und Äste aller Art zusammen.Diese sind vorher vor dem Rathaus, dem Gymnasium, der Kirche und vor dem Schloß gefällt worden.Von all diesen Gebäuden stehen allerdings bestenfalls noch die Fundamente.Treffender als mit der Bezeichnung "Pompeji des 20.Jahrhunderts" kann Küstrin kaum beschrieben werden.

Schon vor einigen Jahren war der Beginn des Wiederaufbaus verkündet worden.Doch da war die Euphorie nach dem Abzug der russischen Truppen von dem auf deutscher Seite gelegenen Kasernenkomplex und vom Gelände der Festung zu groß.1992 räumte der letzte Soldat das Gelände.Wenig später wurde der Grenzübergang eröffnet, der heute nach Frankfurt (Oder) zu den am stärksten genutzten Übergängen ins Nachbarland gehört.Lange suchte die Stadtverwaltung von Kostrzyn nach Investoren für den schrittweisen Wiederaufbau.Jetzt weist ein Schild am Eingang durch die Aufschrift "Podzamcze.Bau- und Architektengenossenschaft Szczecin" auf den Investor hin.

Auf der Wunschliste der Kostrzyner Stadtverwaltung steht der Wiederaufbau von Schloß, Rathaus, Marktplatz und Festung ganz oben.Auf dem früheren Markt erinnern noch Kellereingänge und Treppenstufen zu Ladeneingängen an die alte Zeit.Eventuell soll auch die Kirche, an die nur noch ein großes Kreuz erinnert, wieder entstehen.Die Stadt verspricht sich mit dem alten Zentrum eine viel höhere Attraktivität.Die vielen deutschen Besucher kennen nach der viel Geduld erfordernden Grenzpassage nur zwei Ziele: Den Billigmarkt mit einigen hundert Ständen und eine Tankstelle mit Benzinpreisen, die mehr als ein Drittel unter denen auf deutscher Seite liegen.

In Küstrin-Kietz, der am westlichen Oderufer gelegenen früheren Vorstadt, werden die Aufbauarbeiten aufmerksam verfolgt.Vielleicht, so ist zu hören, klappt es ja doch noch mit den einst hochfliegenden Plänen von einer wirtschaftlichen Sonderzone beiderseits des Stromes.Bisher liegt das große Kasernengelände zwischen Odervorflutbrücke und dem Strom brach.Geblieben ist aus dieser Zeit nur das von Schutt und Asche befreite Berliner Stadttor, durch das bis Kriegsende noch die Straßenbahn von Küstrin nach Kietz fuhr.Schon im nächsten Jahr sollen die ersten Fassaden der versunkenden Stadt wieder stehen.

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