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Berlin: Bratwurst bargeldlos

Schon bald sollen Fußballfans im Olympiastadion nur noch per Karte bezahlen und an den Eingängen wird jetzt das elektronische Ticketsystem installiert

Für 2,20 Euro gibt’s immer die Bratwurst im Berliner Olympiastadion, das ist Tradition bei den Fans von Hertha BSC. Und für einen Plastikbecher Bier werden in der Halbzeit 3,30 Euro hingelegt. Ja, so funktioniert Fußball, so ist es an jedem zweiten Wochenende (nur jetzt leider nicht, bis Ende Januar ist noch Winterpause in Berlin, aber dann kommt endlich der FC Bayern München).

In Zukunft wird sich einiges ändern, denn die Betreiber der sanierten Arena für die Fußball-WM 2006 wollen den bargeldlosen Verkehr einführen. Stadionmanager Peter von Löbbecke hält das System, das die Stadt Hannover in ihrem Stadion derzeit auch einführt, für „sehr sinnvoll“. Dass der bargeldlose Zahlungsverkehr installiert wird, „ist klar“, sagt von Löbbecke, „allerdings nicht mehr in dieser Saison“. Insider rechnen noch in diesem Jahr mit dem Systemstart. Bis zur Fußball-WM 2006 werden die anderen zwölf WM-Stadien das Konzept dann auch umsetzen.

Bisher war die Stadt Gelsenkirchen mit der „Arena Auf Schalke“ die Einzige, die mit dem bargeldlosen Zahlungsverkehr arbeitet. Die Währung im Stadion ist nicht Euro – sondern „Knappe“. Die Fans müssen sich eine Art Geldkarte aufladen lassen und zahlen damit am Kiosk. Das gehe schneller, sagen die Betreiber, weil die Kunden nicht ewig nach Kleingeld suchen müssen. Außerdem könne man so schnell am Computer kontrollieren, wo sich die Getränkevorräte dem Ende zuneigen. Und natürlich freut sich der Betreiber darüber, dass die Fans ihm so ein Darlehen gewähren, weil nicht alle Zuschauer ihren Restbetrag an den Automaten zurückfordern, sondern verfallen lassen.

Doch das Kiosksystem ist nicht das Einzige, was sich in Zukunft ändern wird. Vor Weihnachten, so erfuhr der Tagesspiegel, haben sich der Berliner Senat und die Walter Bau AG geeinigt, das neue Zutrittskontrollsystem zu bauen. 115 Drehkreuze werden jetzt wie angekündigt an den Stadionkassen gebaut; die Generalprobe steht am 28. Mai an. Dann wird im Olympiastadion vor 76 000 Zuschauern das Pokalendspiel des Deutschen Fußball-Bundes ausgetragen. Diesen Termin haben Senat und Walter Bau gestern bestätigt. Das System ist Pflicht für die WM 2006.

Die Fans kommen nur noch mit einem Ticket, auf dem ein Barcode steht, ins Stadion. Diesen müssen sie vor ein Lesegeräte halten – ähnlich wie an einer Supermarktkasse –, dann springt eine Ampel von Rot auf Grün, das Drehkreuz kann passiert werden. Die Geräte werden auch am neuen, dritten Stadionzugang „Reiterhof“ westlich des Maifeldes errichtet. Darauf haben sich jetzt Senat und Polizei geeinigt. Die Kosten liegen nach Tagesspiegel-Informationen bei 2,15 Millionen Euro und werden von der Stadt bezahlt. Zur WM 2006 wird das Kontrollsystem noch erweitert, um die Sicherheit zu erhöhen. Dann wird es personalisierte Eintrittskarten geben mit integrierten Chips. „Wir erfüllen damit die WM-Vorschriften“, sagt Andreas Berr, Stadionprojektleiter des Senats. Vermutlich wird das System mit den Drehkreuzen schon beim letzten Hertha-Saisonspiel getestet.

Wenige Wochen werden es dann noch sein, bis im Olympiastadion eine weitere Premiere ansteht. Anfang Dezember waren die Tourmanager der irischen Rockband U2 in Berlin und haben mit dem Management des Olympiastadions über ein Konzert im Sommer verhandelt. „Zu 98 Prozent kommen sie“, hatte Peter von Löbbecke schon im Herbst gesagt. Jetzt teilt er geheimnisvoll mit, dass „ich noch nichts sagen darf“. Auch das heißt etwas.

André Görke

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