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Letzter Aufruf Tegel. Sechs Monate nach Inbetriebnahme des neuen Flughafens BER soll Tegel geschlossen werden – eigentlich.

© picture alliance / dpa

Braucht Berlin zwei Flughäfen?: Berlin und Potsdam beharren auf Schließung von Tegel

Tegel als Flughafen offen halten? Das Plädoyer des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen provoziert Widerspruch. Auch wenn manche Regierungspolitiker durchaus Sympathie für die Idee haben.

Der Tegel-Vorstoß von Eberhard Diepgen provoziert umgehend Protest. „Das ist nicht realistisch“, sagt Senatssprecher Richard Meng am Sonntag als Reaktion auf die Forderung des einstigen Regierenden Bürgermeisters. Der hatte im Tagesspiegel-Interview dafür plädiert, den Flughafen Tegel offen zu halten, weil die Kapazitäten des neuen Airports BER voraussichtlich schon bei dessen Eröffnung nicht mehr ausreichen werden. Ähnliches hatte im vergangenen Jahr auch Flughafenchef Hartmut Mehdorn gesagt. „Es gibt planungsrechtliche Vorgaben und keine Mehrheit für einen Flugverkehr in der Stadt“, entgegnet jetzt der Senatssprecher. Zwar sei es richtig, dass das – noch von Diepgens Regierung abgesegnete – Flughafenkonzept den „Geist der 1990er Jahre“ atme. Aber die Planung habe Diepgens Nachfolger Wowereit 2001 so vorgefunden. „Wir können die Uhr nicht zurückdrehen“, sagt Meng. Diepgens Idee sei „keine ernst zu nehmende Option“.

Die rot-rote Landesregierung in Potsdam verwahrt sich gegen den Vorwurf des Alt-Regierenden, dass Brandenburg nötige Erweiterungen des neuen Flughafens in Schönefeld blockiere. Damit hatte Diepgen vor allen Dingen begründet, dass Tegel offen bleiben sollte. „Brandenburg behindert weder die Fertigstellung noch den Erfolg des BER“, sagte Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider, Vize-Aufsichtsratschef des Flughafens. „Wenn da etwas nicht weiterhilft, dann ist es der Griff in die Mottenkiste.“

„Das ist schade, aber alternativlos“

Auch aus Sicht Brandenburgs ist ein Offenhalten von Tegel weder möglich noch nötig, wie Finanzminister Christian Görke (Linke), ebenfalls Aufsichtsrat, deutlich macht. Die Forderung sei „absurd und fernab jeglicher Realität.“ Das eigentliche Problem bleibe die Brandschutzanlage am BER. „Wenn die nicht funktionstüchtig ist, ist jeder Ruf nach Kapazitätserweiterung fehl am Platz“, sagt Görke. „Dann wird der BER schlicht und einfach nie eröffnungsfähig werden.“ Er erinnert daran, dass Diepgen zu denen gehört habe, „die seinerzeit mit einer falschen Standortentscheidung bewusst die heutigen Probleme in Kauf genommen haben“.

Verkehrspolitiker der rot-schwarzen Koalition in Berlin weisen darauf hin, dass man gegenüber den Anwohnern Tegels in der Pflicht stehe und diese bei einer Offenhaltung des Flughafens zudem Anspruch auf Lärmschutz nach heutigen Maßstäben hätten. „Politisch gibt es keinen anderen Weg, als Tegel zu schließen“, sagt SPD-Abgeordnetenhausmitglied Ole Kreins. Sein Kollege Oliver Friederici meint, dass er privat durchaus Sympathien für einen Weiterbetrieb Tegels hätte. Aber die Landesregierung habe sich unter Diepgen nun einmal zu einem zentralen Berliner Flughafen entschlossen. „Das ist schade, aber alternativlos.“

Flughafenchef  Mehdorn wiederholt übrigens inzwischen die Forderung nach einer Offenhaltung Tegels nicht mehr. Der Planfeststellungsbeschluss, höchstrichterlich bestätigt, sieht die Konzentration des Linien-Flugverkehrs auf den neuen Airport vor. Und es gibt bestandskräftige Schließungsbeschlüsse des Senats. Allerdings hatte ein Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages eine Alternative angedeutet: Für einige Jahre wäre ein Parallelbetrieb von Tegel und BER möglich, bis der neue Flughafen voll funktionsfähig ist. 

Auf jeden Fall wäre es juristisch möglich, Tegel als Regierungsflughafen zu behalten. Bislang ist die Flugbereitschaft der Bundeswehr dort stationiert, die nach Schönefeld umziehen soll. Der Bund hat sich jüngst in einer parlamentarischen Antwort an den Bundestag festgelegt, dass es beim geplanten Standort in Schönefeld bleibt. Sollte nun Tegel zumindest als Regierungsflughafen weiter benutzt werden, entstünden neue Probleme, denn die Anwohner hätten auch dann Anspruch auf besseren Lärmschutz, der etliche Millionen kosten würde.

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