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"Bread & Butter" in Berlin-Tempelhof: Ein Flughafen steht unter Dampf

Am Dienstag öffnet die "Bread & Butter", die Messe für urbane Mode, im Flughafen Tempelhof ihre Türen. Die Messe ist das Flagschiff im Veranstaltungsprogramm des historischen Flughafens - aber bei Weitem nicht das einzige Highlight.

Die Bread & Butter, die ab heute auf dem Flughafen Tempelhof stattfindet, ist der Kontrastpunkt zu den Modeschauen der Fashion Week. Statt maßgeschneiderten Anzügen und Sommerkleidern findet das Fachpublikum bis Donnerstag bei den 600 Ausstellern trendige Sneakers, wild bedruckte Shirts und die dazu passenden Accessoires. Aber einzigartig ist nicht nur das Sortiment der Messe, sondern vor allem ihre Kulisse: die sieben Hangars des Flughafen Tempelhof.

„Die Messe damals in den vergangenen Jahren viel dafür getan, dem Flughafen den Pathos zu nehmen. An dem Gebäude klebte ja immer dieses Bild: Das ist Adolfs großer Flughafen! Und nun hat er ein ganz neues Selbstverständnis gewonnen“, erzählt Gerhard Steindorf, Geschäftsführer der Tempelhof Projekt GmbH, die für die Entwicklung des Standortes verantwortlich ist. „Der Flughafen ist jung und friedlich, hier gibt es Ausstellungen zu Mode, Musik und Wirtschaft.“ Platz für Veranstaltungen gibt es mehr als genug. Insgesamt stehen 300 000 Quadratmeter – davon 70 000 überdacht – zur Verfügung. „Langfristig kann das die beste Präsentationsfläche in der Hauptstadt werden – diese historische Kulisse mit dem neuen Park im Rücken.“

Im vergangenen Jahr fanden im denkmalgeschützten Flughafen mehr als 70 Veranstaltungen statt, darunter viele Produktpräsentationen, aber auch Konzerte und Messen wie die Vital-Herbstmesse, auf der sich alles rund um die Themen Sport und Gesundheit dreht.

Kurz nach der Bread & Butter stehen bereits die nächsten Höhepunkte auf dem Programm: Vom 9. bis 11. August spielen die Rockbands Die Ärzte und Die Toten Hosen drei Konzerte auf dem Vorfeld. Mehr als 40 000 Fans werden jeweils an den Abenden erwartet. Anfang September kommen dann Blur und die Pet Shop Boys im Rahmen des Berlin Festivals zum Flughafen.

Allerdings wird nur ein Drittel der Gesamtfläche für Veranstaltungen genutzt. Mehr als 100 Unternehmen und Institutionen, darunter Designer, Musiker und auch der Polizeipräsident Berlins, haben Büroräume in einem weiteren Drittel des Gebäudes bezogen. Geschäftsführer Steindorf erklärt sich die Beliebtheit des Flughafens so: „Die Leute kommen hierher und denken, dass sie schon alle Flughäfen kennen. Aber dann sehen die diese wahnwitzigen Konstruktionen und erleben dieses Halbfertige, dieses Rohe von Tempelhof.“ Jede Woche gebe es neue Nachfragen, sagt Steindorf, besonders aus der IT-Branche. Im September wird ein größeres Unternehmen, die Agentur für digitale Kommunikation „exozet“, ihre Räume beziehen; die Firma hat 150 Mitarbeiter. Zeitgleich wird auch die Wiener Sigmund-Freud-Universität eine Dependance im Flughafen eröffnen. Und in den Hangar 7 soll möglichst bald das Alliiertenmuseum ziehen. Noch dieses Jahr wird der Wettbewerb für den Neubau ausgeschrieben, damit die Arbeiten Anfang 2016 beginnen können.

Das restliche Drittel des Gebäudes muss dringend saniert und modernisiert werden. „Teile des Flughafens sind einfach in den 40er Jahren stehen geblieben“, sagt Steindorf. Die Heizung wird noch altmodisch mit Dampf betrieben. Auch das Dach, auf dem die Nationalsozialisten einst Tribünen für bis zu 80 000 Zuschauer errichten ließen, die bei Flugshows den Piloten zujubeln sollten, muss generalüberholt werden. Dann werden in luftiger Höhe Solaranlagen entstehen. Zwischen 80 und 100 Millionen sollen die Sanierungen insgesamt kosten – bis in die 2020er Jahre könnten sie dauern. Denn die Suche nach Investoren ist das Einzige, was Gerhard Steindorf Sorgen bereitet, wenn er von den spannenden Projekten im Flughafen Tempelhof erzählt. „Wir befinden uns nun mal in einem Diktat des angespannten Haushaltes.“

Kalle Harberg

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