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Berlin: Breites Bündnis will die Bagger stoppen

Initiativen machen gegen die neuen Kohletagebaue in der Lausitz mobil

Guben - Der Widerstand gegen neue Kohletagebaue im Brandenburger Südosten nimmt zu. „Wir haben die einst so erfolgreiche ‚Freie Heide‘ genau studiert und machen es jetzt genauso“, sagte der Sprecher eines neuen Aktionsbündnisses, Reinhard Jung, am Montag im kleinen Atterwasch bei Guben. „Die Menschen im Norden haben den Bombenabwurfplatz verhindert, und wir wollen die Bagger vor den Dörfern stoppen.“

Tatsächlich ähnelt das Muster der neuen Bewegung „Heimat und Zukunft in Brandenburg“ den Bombodrom-Gegnern, die die Bundeswehr vor mehr als zwei Jahren zur Aufgabe ihrer Übungsplatzpläne gezwungen hatten. Genau wie rund um Wittstock geht der Protest in der Lausitz von den Kirchengemeinden und den Pfarrern aus, jede Kundgebung beginnt künftig mit einer „geistlichen Besinnung“ in und vor einer Kirche, die Mitglieder kommen aus möglichst allen Bevölkerungsschichten und die Unternehmer jenseits von Kohle und Energie sollen als Partner gewonnen werden.

Ihren Gegner haben die 120 Teilnehmer in der alten Atterwascher Feldsteinkirche längst ausgemacht: die Brandenburger Landesregierung und der Energiekonzern Vattenfall. Werden deren Pläne verwirklicht, verschwinden in den nächsten Jahrzehnten mehrere Dörfer von der Landkarte. Konkret sind Proschim, Grabko, Kerkwitz, Atterwasch und Teile von Welzow von den Tagebauen Welzow-Süd und Jänschwalde-Nord bedroht.

„Kein verantwortlich denkender Politiker darf Teile Brandenburgs und seiner Bewohner abschreiben“, fordert die bunte Gruppe der Tagebau-Gegner. Zu ihr gehören Kirchenleute, Bürgermeister, Amtsdirektoren, Bundes- und Landtagsabgeordnete von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und der Linken, die Chefs des Bauernbundes, der Imker, der Wasserverbände und der Architekten sowie Künstler und Naturschützer. Selbst Bürgermeister aus gegen den Fluglärm des Großflughafens in Schönefeld kämpfenden Gemeinden schlossen sich der Bewegung unter dem Motto „Bewahrung der Schöpfung“ an so wie auch Initiativen gegen Pläne zur unterirdischen Verpressung des Kohlendioxids aus Kraftwerken.

Immer wieder wurde in Atterwasch an das vor mehr als 10 Jahren vom früheren Ministerpräsidenten Manfred Stolpe gegebene Versprechen erinnert: „Horno ist das letzte Brandenburger Dorf, das der Braunkohle weichen muss“, sagte er damals den Einwohnern des Ortes, die ihre Heimat verlassen mussten. Jetzt aber sollten erneut riesige Krater hingenommen werden, hieß es in Redebeiträgen.

Das neue Bündnis will deshalb eine neue Energiepolitik , die sich am tatsächlichen Bedarf orientiert, und die weitere Förderung alternativer Energiequellen wie Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme durchsetzen sowie einen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung erreichen. „Wir wollen keine neuen Tagebaue und einen angemessenen Abstand der genehmigten Gruben zu den Dörfern“, erklärte der Sprecher Reinhard Jung. Dafür werde man wie einst die „Freie Heide“ ganz Brandenburg und auch Berlin mobilisieren.

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