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Der Regierende Bürgermeister bei der Kundgebung "Religionen für ein weltoffenes Berlin".

© Paul Zinken/dpa

Breitscheidplatz in Charlottenburg: Müller spricht bei umstrittener Friedensdemo

Trotz Kritik trat Michael Müller bei der Friedenskundgebung am Breitscheidplatz auf. An der Kundgebung waren auch Vereine beteiligt, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Von Fatina Keilani

Obwohl der Zentralrat der Juden in Deutschland die Entscheidung kritisiert hat, sprach Michael Müller am Donnerstagabend bei der Friedenskundgebung am Breitscheidplatz. Der Zentralrat hatte Müller dazu aufgerufen, von einem Auftritt abzusehen, weil an der Veranstaltung auch Vereine beteiligt sind, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Diese werden dem Umfeld des „legalistischen Islamismus“ zugeschrieben.

Der Senatssprecher Mathias Gille meinte dazu, Müller sei schlicht der Einladung gefolgt, auf einer Kundgebung gegen Hass und Gewalt zu sprechen. Der öffentliche Aufruf stand unter dem Motto „Religionen für ein weltoffenes Berlin“. Die Veranstaltung solle als Zeichen für Frieden und Toleranz dienen.

Gegen die Spaltung der Gesellschaft

So sprach sich Müller in seiner Rede auch gegen eine Spaltung der Gesellschaft auf: „Wir wollen den Fliehkräften in unserer Gesellschaft etwas entgegensetzen. Wir haken uns unter und lassen uns nicht auseinanderdividieren“, sagte er vor etwa 300 Teilnehmern, darunter vielen Menschen mit Kopftuch oder Turban.

Vor Müller sprach der Imam Taha Sabri von der Neuköllner Begegnungsstätte NBS. Die Institution wird vom Verfassungsschutz beobachtet, weil der legalistische Islamismus, dem sie zugerechnet wird, unter anderem ein Staatsmodell sowie ein Geschlechterverhältnis vertritt, „die mit den Grundsätzen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind“, wie es im Verfassungsschutzbericht 2015 heißt.

Taha Sabri aber sprach sich in seiner Rede explizit gegen Terrorismus aus: „Ich weigere mich, diesen Terror islamisch oder islamistisch zu nennen. Nichts von dem, was die Terroristen anrichten, hat etwas mit dem Islam zu tun. Das kann ich als Imam Ihnen versichern.“

Zwei Redner zitieren Joachim Gauck

Eröffnet wurde die Kundgebung gegen 17:30 Uhr von Pfarrer Germer der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche. Dem Motto der Veranstaltung entsprechend betonte dieser die prinzipielle Friedlichkeit der Religionen und die Ablehnung von Hass und Gewalt. Außerdem betonte er, dass er dankbar dafür sei, dass die Initiative für die Friedenskundgebung von der muslimischen Gemeinschaft ausgegangen sei.

Mit Müller teilte er den Schluss seiner Rede: „Die entscheidende Trennlinie in unserer Demokratie verläuft nicht zwischen Alteingesessenen und Neubürgern, auch nicht zwischen Christen, Muslimen, Juden oder Atheisten. Die entscheidende Trennlinie verläuft zwischen Demokraten und Nichtdemokraten. Es zählt nicht die Herkunft, es zählt die Haltung.“ Die beiden zitierten damit den scheidenden Bundespräsidenten Joachim Gauck.

Im Laufe des Abends sollen Vertreter von Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und Hinduismus sprechen.

Müller spricht bei Friedensdemo
Müller spricht bei Friedensdemo

© Fatina Keilani

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