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Berlin: Brich mit Hungrigen das Brot

Da sitzen sie nun in der gut geheizten Jesus-Christus-Kirche in Dahlem, lauschen dem Klang einer hervorragenden Orgel, haben ihre Autos in den Seitenstraßen geparkt – und hören, dass im südlichen Afrika jeden Monat 10000 Menschen verhungern. Im Vaterunser beten sie „unser täglich Brot gib uns heute“, doch vom Hungertod ist von Gottesdienstbesuchern an diesem Sonntagmorgen niemand bedroht.

Da sitzen sie nun in der gut geheizten Jesus-Christus-Kirche in Dahlem, lauschen dem Klang einer hervorragenden Orgel, haben ihre Autos in den Seitenstraßen geparkt – und hören, dass im südlichen Afrika jeden Monat 10000 Menschen verhungern. Im Vaterunser beten sie „unser täglich Brot gib uns heute“, doch vom Hungertod ist von Gottesdienstbesuchern an diesem Sonntagmorgen niemand bedroht. Doch die Bitte im so oft wiederholten Gebet reicht über den eigenen Horizont hinaus, sagt Pfarrerin Susanne Kahl-Passoth, die beim Eröffnungsgottesdienst der Aktion „Brot für die Welt“ die Predigt hält: „Wir überscheiten im Gebet die Bedingungen, unter denen die meisten hier leben.“ Armut anderswo ist eben doch auch die Sache von Kirchgängern in Zehlendorf.

Am zweiten Advent soll in Zukunft die Spenden- und Hilfsaktion immer mit einem besonderen Gottesdienst eröffnet werden. An diesem Sonntag singt der Chor der französischsprachigen katholischen Gemeinde Berlin Lieder aus Afrika und schafft mit all den fröhlichen Rhythmen einen guten Gegenpol zu den deprimierenden Nachrichten, die in der Predigt angesprochen werden. Susanne Kahl-Passoth und Pfarrer Gerd Decke vom Missionswerk tragen eine Stola aus Simbabwe, die Farbe auf die schwarzen Talare bringt. Decke sagt, dass „Katastrophen, vom Menschen wie von der Natur verursacht“ Menschen in Simbabwe, Malawi oder Mosambik in einen Teufelskreis aus Armut, Unterernährung und sozialer Unruhe stürzten. Hier will „Brot für die Welt“ ansetzen und neben Lebensmitteln auch Saatgut und Werkzeuge schicken und – in Zusammenarbeit mit Initiativen vor Ort – „eine Verbesserung der Lebensbedingungen erreichen“.

Susanne Kahl-Passoth gibt zu, dass viele Menschen in diesem Jahr schon gespendet haben, so für die Hochwasseropfer an der Elbe. Doch im Vaterunser, einem „Gebet armer Menschen“, stecke die Verantwortung zu mehr. Solange hier das täglich Brot Selbstverständlichkeit sei, könne einen das Elend in der Welt nicht kalt lassen, schöne Worte „und ein paar Minuten der Betroffenheit“ reichten nicht aus. So hatte es auch in der Lesung aus Jesaja (58,1-12) geheißen. „Brich dem Hungrigen das Brot“, heißt es bereits im Alten Testament, das sei gottgefälliges Fasten, eine angemessene Vorbereitung auf die Ankunft des Messias. Auch der Advent ist so eine Zeit des Innehaltens und des Nachdenkens. Darum gehen nicht erst an Weihnachten die Klingelbeutel für „Brot für die Welt“ herum, sondern bereits zuvor. Am Ausgang der Jesus-Christus-Kirche sind die Körbchen mit Scheinen gut gefüllt. Ein Anfang, damit „den Armen Gerechtigkeit“ widerfährt, wie das Motto der Hilfsaktion heißt.

Informationen zu „Brot für die Welt“: www.brot-fuer-die-welt.de , 0711/2159-0. Spendenkonto bei vielen Banken: 484848, auch bei der Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00) oder der evangelischen Darlehensgenossenschaft (BLZ 210 602 37).

Jörg-Peter Rau

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