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Berlin: Brutaler Überfall im Wald: Vier Glatzköpfe vor Gericht

Rechte Parolen in der S-Bahn? „Habe ich nicht gehört“, sagte einer der vier Angeklagten.

Rechte Parolen in der S-Bahn? „Habe ich nicht gehört“, sagte einer der vier Angeklagten. „Die Zeit ist bei mir auch vorbei.“ Ein anderer erklärte: „Die kamen wohl aus dem Kassettenrekorder.“ Dass sie nach dem Gegröle einen jungen Mann attackierten, gaben die mutmaßlichen Neonazis im Alter zwischen 21 und 28 Jahren gestern vor Gericht zu. Wenn es um die massiven Tritte ging, schoben sie sich allerdings gegenseitig die Schuld zu.

„Ich wollte, dass er Angst bekommt“, erklärte Patrice K., der wie zwei seiner damaligen Komplizen kahl geschoren ist. „Der Typ hat uns genervt, kam uns hinterher.“ Eigentlich habe er mit dem späteren Opfer reden wollen, dann aber „im Reflex“ zugeschlagen. „Aber nicht getreten.“ Ganz anders schilderte Christian S. die Szene: „K. hat mit seinen Stahlkappenschuhen richtig ausgeholt.“

Es war kurz nach Mitternacht, als die vier Angeklagten aus Pankow in jener Dezembernacht 2006 am S-Bahnhof Buch aus der Bahn stiegen. Sie hatten mit einem Fahrgast noch ein Bier getrunken. Auch der 29-jährige Landschaftsgärtner aus Lankwitz war angetrunken. Er ordnete die vier anderen jungen Männer aber schnell ein. „Ich hatte den Eindruck, dass die rechts waren.“ Das habe er an der Musik erkannt. „Und einer der Glatzköpfe machte Stress und nannte mich Zecke.“

Warum er mit dem Quartett mitgegangen ist und wie er in das Waldstück in der Nähe des S-Bahnhofs gekommen ist, konnte der Gärtner im Prozess nicht mehr sagen. „Ich weiß nur noch, dass ich dann am Boden lag und dass immer wieder tierisch gegen meinen Kopf getreten wurde.“ Die Angreifer verschwanden schließlich mit seinem Rucksack. Der Mann aus Lankwitz lag mit lebensgefährlichen Hirnblutungen drei Wochen im Krankenhaus.

Nach Erinnerung des Opfers war es der 28-jährige Christian S., von dem die Aggression hauptsächlich ausgegangen war. Dieser aber will zunächst versucht haben, K. von dem am Boden liegenden Mann wegzuziehen. „Dann habe ich aber auch geboxt, weil mich der Typ in den Finger gebissen hat.“ Für den Raub sowie die Tritte sei der 24-jährige K. verantwortlich. Schon in der S-Bahn habe er mit Blick auf das spätere Opfer geflüstert: „Mit dem gehen wir in eine dunkle Ecke und machen dann bumm-bumm.“

Nur einer der vier Angeklagten hat die Vorwürfe im Prozess umfassend gestanden. Seine drei Komplizen versuchten nun, frühere Aussagen bei der Polizei abzuschwächen. Der Prozess um Raub, Körperverletzung und das Verwenden von Nazisymbolen wird am Donnerstag fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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