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Berlin: Buddeleien gehen in die Verlängerung

Mit dem Roten Rathaus gibt es fast ein Dutzend Baustellen während der WM in der Innenstadt

Wenn die Straßen nicht aufgerissen werden, dann wird Sandstein von den Fassaden geschlagen – Berlin rund um den Alexanderplatz ist wie zu Zeiten von Alfred Döblin eine ewige Baustelle. Ärgerlich nur, dass auch im WM-Jahr 2006 so manches Baudenkmal in der Hauptstadt eingerüstet, Straßen aufgerissen und Häuser in Bau sein werden.

Allein schon an der Straße Unter den Linden gibt es drei Baustellen: Es wird an der U-Bahn gearbeitet, ein Hotel Ecke Friedrichstraße umgebaut und der Palast der Republik abgerissen. Dazu kommen noch Sanierungen an öffentlichen Gebäuden, wie dem Roten Rathaus. Die Arbeiten an der Bausubstanz haben für diesen Auftraggeber aber auch gute Seiten: Über dem Dienstsitz des Regierenden Bürgermeisters sollen künftig Werbebanner prangen, das verbilligt die Sanierung.

„Die Säulen im Turm des Roten Rathauses bewegen sich, so dass die Standsicherheit nicht mehr nachweisbar ist“, sagt Klaus Gendner, Leiter des Baumanagements bei der Berliner Immobilienmanagement. Die landeseigene Gesellschaft verwaltet öffentliche Gebäude mit einer Gesamtfläche von rund 700000 Quadratmetern und hat noch weitere schlechte Nachrichten: „Wir haben einen Sanierungsstau von 100 Millionen Euro“, sagt Gendner. Das Rote Rathaus stehe in der Prioritätenliste ganz oben wegen der Statik. Immerhin bestehe keine akute Einsturzgefahr.

Direkt gegenüber des Roten Rathauses steht ein weiteres dauerhaftes Ärgernis im Straßenbild: das Alte Stadthaus. Das ist seit über zehn Jahren fest in der Hand von Handwerkerkolonnen. Der Grund: Das Geld ist in Berlin knapp und deshalb gab es jedes Jahr nur kleinere Beträge für die Erneuerung des historistischen Baudenkmals. Die gute Nachricht: Vor dem Anpfiff der Fußballweltmeisterschaft sollen hier die Arbeiten an der Fassade abgeschlossen sein. „Dann muss nur noch der Innenhof bepflanzt werden", sagt Gendner, der mit der BIM auch für dieses Gebäude zuständig ist.

Kein Mangel an Mitteln sondern Geld im Überfluss ist – den Grünen zufolge – Ursache für die ewige Baustelle Preußischer Landtag. Dort sitzen die Berliner Abgeordneten, und sie gewähren sich jährlich 700000 Euro für die „bauliche Unterhaltung“ ihrer Arbeitsstätte. „Wir machen jedes Jahr Kürzungsvorschläge, doch es nützt nichts“, sagt Oliver Schruoffenegger. Nach Auffassung des Haushaltsexperten der Fraktion Bündnis 90/Grüne würden auch 400000 Euro ausreichen für die Erhaltung des Abgeordnetenhauses. Im Vergleich zu den Mitteln, die Bezirke für den Erhaltung öffentlicher Bauten einsetzen können, sei der Etat viel zu üppig bemessen.

Das Gegenteil gilt bei vielen öffentlichen Bauten: „Die Verwaltungen geizen da rum und tun bei Bauschäden nur das unbedingt Notwendige“, sagt der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion Fritz Niedergesäß. So komme es zu wiederholten Arbeiten an einem Gebäude.

Immerhin: Die Schuld für die zweite Sanierung des Roten Rathauses innerhalb von nur 15 Jahren muss der Senat selbst nicht auf sich nehmen: Der Turm soll 1990 nicht erneuert worden sein – das habe zuvor der Magistrat in der „Hauptstadt der DDR“ besorgt.

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