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Berlin: Bücherhüterin Schneider-Kempf

Es war genau vor zwei Jahren, als eine illustre Gesellschaft die charmante Generaldirektorin der Staatsbibliothek Berlin feierlich in ihrem verantwortungsvollen neuen Amt begrüßte. Zuvor hatte sie es „stellvertretend“ schon zwei Jahre wahrgenommen.

Es war genau vor zwei Jahren, als eine illustre Gesellschaft die charmante Generaldirektorin der Staatsbibliothek Berlin feierlich in ihrem verantwortungsvollen neuen Amt begrüßte. Zuvor hatte sie es „stellvertretend“ schon zwei Jahre wahrgenommen. „Klar, flüssig, markant“ nannte dabei Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ihre Handschrift. Die Staatsbibliothek Berlin ist mit einem Bestand von zehn Millionen Büchern, einem Personaletat von 32 Millionen Euro und zehn Millionen Euro zum Ankauf – das reicht für etwa einhunderttausend Anschaffungen jährlich – die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im Lande.

Ungeahnte Schätze haben sich in den 345 Jahren seit ihrer Gründung angesammelt, eine Unzahl wichtiger historischer Karten und Dokumente, so auch Briefe von Mozart und Einstein. Ein Stab von 850 festen Mitarbeitern und durchschnittlich 150 Hilfskräften kümmert sich um die wertvollen Bestände, die Aufarbeitung, die Neuanschaffungen und die mehr als anderthalb Millionen Nutzer im Jahr. Dem Alter der Gebäude entsprechend, findet man die „alte Literatur“ und die Musikalien im wilhelminischen Bau Unter den Linden. Dort wird gerade für insgesamt 500 Millionen Euro renoviert und erweitert. An Stelle des historischen Kuppel-Lesesaals entsteht im Zentrum ein moderner quadratischer transzendenter Glaskubus. Die erste Baustufe soll 2008 und alles dann 2011 fertig sein.

Die Moderne findet man weiter im Scharoun-Bau am Potsdamer Platz. Dort hat auch die dynamische und gerne lachende „Generalin“ ihr Büro – mit Blick auf das Kanzleramt. Seit eine Frau dort regiert, schaut sie „noch ein bisschen lieber dort rüber“, sagt sie, obwohl sie „nicht so wahnsinnig frauenbewegt“ sei. Dennoch ist die Architektentochter aus dem katholischen Trier von der historischen Wirkung ihrer Freundin Alice Schwarzer bei der gesellschaftlichen Emanzipation der Frauen beeindruckt.

Sie selbst hatte – „ganz ohne Ehrgeiz war ich nie“ – schon früh ein klares Ziel vor Augen: Ein abgeschlossenes Studium als Bedingung für die seltene Ausbildung zum gehobenen Bibliotheksdienst. Ihrem Vater zu Liebe wählte sie Architektur. Die Stationen nach dem Bibliotheksreferendariat – als einzige Frau – in Mainz waren die Uni-Büchereien in Hannover und Duisburg. Dann folgten zehn Jahre als Chefin in Potsdam. Nun genießt sie die Aufgabe hier, das „extrem sensible und schwierige Haus“ als eine „Elitebibliothek“ auf die Zukunft auszurichten – und auf die große, arme und kulturell so reiche Stadt. Ihr zweiter Mann ist auch wieder Architekt. Er lebt mit ihren beiden Stiefkindern in Hannover. Das sei heutzutage kein Problem, meint sie und ruft ihren Fahrer.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Barbara

Schneider-Kempf (51). Die Architektin und Bibliothekarin

ist seit 2004

Generaldirektorin

der Staatsbibliothek

zu Berlin.

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