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Am 19. Juni soll in Berlin eine Menschenkette gegen Rassismus und vom Roten Rathaus bis nach Prenzlauer Berg reichen.

© Jörg Carstensen/dpa

Bündnis "Hand in Hand gegen Rassismus": Menschenkette gegen Rassismus in Berlin

Hand in Hand soll es am Sonntag vom Roten Rathaus zu einer Notunterkunft in Prenzlauer Berg gehen. Um die geplante Strecke abzudecken, braucht man ein paar tausend Menschen.

Vom Roten Rathaus bis zur Notunterkunft in der Sporthalle Marcel-Breuer-Schule in Prenzlauer Berg soll die Menschenkette gegen Rassismus am 19. Juni reichen. Am Dienstag wurde das Vorhaben der Presse vorgestellt. Organisiert wird das Ganze vom Bündnis "Hand in Hand gegen Rassismus", gegründet von Amnesty International Deutschland, Campact, Naturfreunde Deutschlands und Pro Asyl. Insgesamt rufen 40 Organisationen zur Teilnahme an der Menschenkette in fünf Städten auf, darunter der Zentralrat der Muslime, der DGB und Kirchenverbände.

Neben Berlin sollen sich in vier weiteren Städten am 18. und 19. Juni Menschen Ketten gegen  Fremdenhass bilden: Leipzig, Hamburg, Bochum und München.

Ausgangspunkt für die Menschenkette in der Hauptstadt: der Oranienplatz in Kreuzberg. Monatelang kampierten vor zwei Jahren Flüchtlinge dort und lösten einen Streit zwischen dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und dem Berliner Senat aus. Das Camp ist längst geräumt, der O-Platz aber immer noch ein Symbol und ein Demotreffpunkt.

Anstieg rechter Gewalt in Berlin

Eine Moschee, eine Kirche und die Jüdischen Gemeinde zu Berlin liegen auf der geplanten, 6,5 Kilometer langen Route. "Um das abzudecken brauchen wir mindestens vier- bis fünftausend Menschen, aber wir sind guter Hoffnung, dass das klappt", sagt Uwe Hiksch von den Naturfreunden Deutschlands. Er ist für die Anmeldungen zuständig.

Anlass der Aktion ist die stark gestiegene Zahl rechter Gewalttaten in Deutschland. Im Jahr 2015 verdoppelte sich die rechte Gewalt fast, auch in Berlin stieg die Zahl der Vorfälle stark an. Insgesamt zählte die „Koordinierungsstelle Berliner Register“ und die Opferberatungsstelle "Reach out" 1820 Fälle.

"Unsere Gemeinden sind Angriffen ausgesetzt", sagt Mohammed Hajjaj vom Berliner Landesverband des Zentralrats der Muslime, der sich dem Bündnis "Hand in Hand gegen Rassismus" angeschlossen hat. "Unabhängig von Religion, Herkunft, Abstammung, Hautfarbe oder sexueller Orientierung ist für Rassismus kein Platz in unseren Reihen."

Markus Dröge, Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg gehört ebenfalls zu den Unterstützern. In Deutschland haben Menschen unterschiedlicher Herkunft das Zusammenleben gelernt. Das dürfe man sich nicht "von denen zerstören lassen, die sich nach einer Vergangenheit sehnen, die es niemals gab", sagte Dröge. Barbara John vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, appelliert an die Bevölkerung: "Ein demokratischer Staat kann nicht besser sein, als seine Staatsbürger."

"Ich setzte mich als Mensch ein"

Auch Dschigar Khwin Mula Ahmad hat in Deutschland bereits Rassismus erlebt. Der Syrer floh über die Türkei nach Europa und ist seit mehr als zwei Jahren in Deutschland. In Syrien war er ein Aktivist für Menschenrechte und Demokratie. "Ich war zwei Monate in einem der schlimmsten Foltergefängnisse in Damaskus. Nach meiner Haftentlassung erkannte ich Syrien nicht wieder. Ich wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt und musste fliehen", sagt er. Seine Sätze werden von Arabisch auf Deutsch übersetzt. Jetzt will er sich hier für dieselben Dinge engagieren, wie in seiner Heimat Syrien: Menschenrechte und Demokratie. Dabei komme es nicht auf Hautfarbe, Herkunft oder Religion an, sagt er, "ich setzte mich als Mensch ein."

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