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Berlin: Bürgerliche Selbsthilfe

Was braucht das Ehrenamt? Der Hauptstadtkongress suchte Antworten

Es passiert schon viel nach dem Motto „Berlin hilft sich selbst“, aber es soll noch mehr werden. Das zeigte sich auf dem 3. Hauptstadtkongress, den Initiator Johannes Bohnen und andere am Freitag organisiert haben, um bürgerschaftliches Engagement voranzubringen. Bei der Tagung in den Räumen der Dresdner Bank am Pariser Platz ging es zum Teil um den Überbau der „Bürgergesellschaft“, zum Teil um ganz konkrete Projekte. Dabei zeigte sich, dass der Überbau gar nicht so wichtig ist, wenn engagierte Bürger Hilfe bei der Organisation bekommen.

Gerade das ganz konventionelle, aber mühsame Helfen um des Helfens Willen geht nur, wenn es professionell organisiert ist. Detlev Ganten, Vorstandsvorsitzender der Charité, machte das an zwei Beispielen deutlich. „Unsere berühmten grünen Damen“ nannte Ganten. Das sind Frauen, die einen Teil ihrer Freizeit auf den Krankenstationen der Charité verbringen, aus Freude am Helfen. Das gehe nur, weil ihre Arbeit in die professionelle Pflege integriert werde, sagte Ganten. Das zweite Beispiel: die „Charité-Akademie“ – eine Einrichtung, die allen Interessierten hochmoderne Forschung nahe bringen soll. Auch die sei aus bürgerlichem Engagement entstanden. Eigentlich habe sie sogar aus dem Klinikverbund ausgegliedert werden sollen – man könnte sie dann als Stiftung organisieren. Doch das sei, so Ganten, in Berlin zu kompliziert: Der Senat müsse entscheiden, auch das Abgeordnetenhaus. Das sagt einiges über die Hindernisse, die der Bürgergesellschaft entgegenstehen. Der Publizist Warnfried Dettling, bei der Tagung für den Überbau zuständig, hatte gesagt, Engagement sei notwendig, weil der Staat an den Grenzen der Leistungsgrenze angekommen sei. Nun müsse die Bürgergesellschaft Macht von der Politik einfordern.

Nicht alle auf dem Podium hielten das für den richtigen Weg. Tagesspiegel- Chefredakteur Lorenz Maroldt fragte, wer denn von wem „Macht einfordern“ solle und riet der Initiative, die den Kongress organisiert hat, möglichst schnell konkreter zu werden. Die Tagesspiegel- Spendenaktionen zeigten, was alles möglich sei durch bürgerliches Engagement, aber genauso die Schulpolitik: Dass unter dem rot-roten Senat so viele neue Privatschulen gegründet worden seien, hätten die Bürger möglich gemacht, durch politischen Druck aus Unzufriedenheit.

Die Reinickendorfer Bürgermeisterin Marlies Wanjura argumentierte ähnlich : Es gehe nicht darum, Macht „abzugeben“, es gehe darum, mit engagierten Bürgern und Initiativen zusammenzuarbeiten. Deshalb gebe es in Reinickendorf seit elf Jahren ein Ehrenamtsbüro. wvb.

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