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Berlin: Bund unterstützt Pläne der Bahn für Tempelhof

Antrag auf Übernahme des Flugverkehrs war mit dem Verkehrsministerium abgestimmt

Die von der Bahn geplante Übernahme des Flughafens Tempelhof wird auch von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) „trotz aller Skepsis“ nicht grundsätzlich ausgeschlossen – vorausgesetzt, der Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld wird dadurch nicht gefährdet. Es gebe „kein generelles Denkverbot“ für Tempelhof, sagte Tiefensee gestern dem Tagesspiegel. Schließlich gehe es jetzt auch um die Nachnutzung des Geländes. Über den Vorstoß der Bahn sei er „selbstverständlich“ informiert gewesen. Allerdings seien die „Chancen der Realisierung des Konzepts und damit auf einen Weiterbetrieb des Flughafens gering“.

Berlin müsse nun prüfen, ob es rechtlich möglich sei, den Flugverkehr mit Geschäftsmaschinen fortzuführen. Der Senat will den Flughafen bisher am 31. Oktober 2008 schließen. Klagen dagegen verhandelt das Oberverwaltungsgericht am Dienstag. Tiefensee hat keinen Zweifel daran, dass die Luftfahrtbehörde den Antrag der Bahn objektiv prüfen werde.

„Es gibt keine unüberwindbaren juristischen Hürden“, ist der Vorstandsvorsitzende des Bereichs Station & Service der Bahn AG, Wolf-Dieter Siebert, überzeugt. Deshalb macht die Bahn jetzt Druck und dringt auf eine schnelle politische Entscheidung. Doch diese lässt auf sich warten. Bei der Luftfahrtbehörde heißt es lediglich, der Antrag der Bahn werde weiter geprüft.

Die Absicht, in Tempelhof ins Fluggeschäft einzusteigen, sei ernst gemeint, betonte Siebert gegenüber dem Tagesspiegel. Dies passe in die „Strategie des internationalen Mobilitätsdienstleisters“, die Mehrheit der Berliner sei auch dafür, und Berlin sowie der Bund wären Gewinner bei diesem Konzept. Die Stationierung von Regierungsflugzeugen wäre eine willkommene Ergänzung, aber keine zwingende Voraussetzung für den Einstieg der Bahn in Tempelhof, sagte Siebert weiter.

Das Engagement der Bahn sei aber untrennbar mit der vereinbarten Zusammenarbeit mit der amerikanischen Investorengruppe Central European Development (CED) um den Manager Fred Langhammer verbunden, stellte Siebert klar. CED solle die Gebäude übernehmen und vermietbar machen, die Bahn wolle sich auf den Flugbetrieb konzentrieren.

CED will im Flughafen ein ambulantes Gesundheitszentrum einrichten. 60 Ärzte sollen dort jährlich bis zu 120 000 gesetzlich versicherte Patienten behandeln. Ein weiterer Bereich ist für etwa 5500 Privatpatienten vorgesehen, die aus dem Ausland auch mit dem Flugzeug anreisen können – fast bis vors Krankenbett.

In den übrigen Gebäuden will Langhammer unter anderem ein Hotel mit Tagungszentrum, Gastronomie, Einzelhandel und ein Museum unterbringen; auch das Polizeipräsidium soll bleiben. Mindestens 350 Millionen Euro sollen investiert werden; bis zu 1000 Arbeitsplätze könnten entstehen, sagt Langhammer.

„Diese Chance für das einmalige Ensemble darf man sich nicht nehmen lassen“, ist Siebert überzeugt. Deshalb habe sich die Bahn an dem Projekt beteiligt. Sie selbst wolle das Gebäude für den weiteren Flugbetrieb nicht nutzen. Linienverkehr solle es ohnehin auf Dauer nicht mehr geben, um den Ausbau Schönefelds zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) nicht zu gefährden. Und für den Geschäftsreiseverkehr reiche ein kleines separates Abfertigungsgebäude aus, für das die Bahn bis zu 5 Millionen Euro ausgeben will.

Denn aufs Geld sieht auch die Bahn. Der Einstieg ins Fluggeschäft erfolgt nach Sieberts Angaben nur, wenn das gesamte Projekt keine Verluste bringt. Und die Wirtschaftlichkeitsrechnung steht noch aus.

Die Initiative für ein Volksbegehren zum Weiterbetrieb in Tempelhof hat nach eigenen Angaben schon fast die zunächst erforderlichen 20 000 Unterschriften gesammelt. Die Aktion wird trotzdem fortgesetzt.

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