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Bundesbank-Vorstand: Merkel: Sarrazin redet dummes Zeug

Die jüngsten Äußerungen aus der Chefetage der Bundesbank empören die Kanzlerin. Berlins ehemaliger Finanzsenator befürchtet eine Verdummung Deutschlands durch Einwanderer aus der Türkei, dem Nahen Osten und Afrika.

Bankvorstand Thilo Sarrazin hatte am Donnerstag vor hessischen Unternehmern prognostiziert, die Deutschen „werden auf natürlichem Wege durchschnittlich dümmer“ und dies in Zusammenhang mit der Zuwanderung „aus der Türkei, dem Nahen und Mittleren Osten und Afrika“ gebracht. Weil diese Migranten mehr Kinder bekämen als Deutsche, werde „eine unterschiedliche Vermehrung von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz“ das Bildungsniveau verschlechtern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in der „Bild am Sonntag“: „Solche schlichten Pauschalurteile sind dumm und nicht weiterführend.“ Richtig sei, „dass die Bildungsabschlüsse von Schülern mit Migrationshintergrund verbessert werden müssen und der wichtigste Schlüssel dabei die Beherrschung der deutschen Sprache ist“, erklärte Merkel. „Aber wenn wir genau das fördern und fordern, dann haben diejenigen, die zu uns kommen und in unserem Land leben wollen, große Chancen und bereichern uns alle.“

Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel sagte dieser Zeitung: „Mein Eindruck ist: Wenn es so weitergeht, dann nimmt durch die Teilnahme von Herrn Sarrazin auch die durchschnittliche Verdummung des Bundesbank-Vorstands zu.“ Er hoffe, „dass der Bundesbank-Präsident Herrn Sarrazin endlich genug zu tun gibt, damit er sich nicht ständig mit Dingen beschäftigt, von denen er offensichtlich keine Ahnung hat“.

In der Berliner SPD gibt es noch kein neues Ausschluss- oder Ordnungsverfahren gegen Sarrazin. Laut SPD-Sprecherin Daniela Augenstein empfiehlt Landeschef Michael Müller dem früheren Finanzsenator die Suche nach einer neuen politischen Heimat. Sarrazins Äußerungen hätten nichts mehr mit den Werten und Überzeugungen der SPD zu tun.

Ein Bundesbank-Sprecher sagte am Sonntag, es handele sich um persönliche Äußerungen Sarrazins: „Wir kommentieren dies nicht weiter.“ Aufsehen hatte im Herbst ein Interview in der Zeitschrift „Lettre International“ erregt. Dort hatte Sarrazin große Teile der türkisch- und arabischstämmigen Einwanderer als weder integrationswillig noch -fähig bezeichnet. Der Vorstand der Bundesbank beschnitt daraufhin Sarrazins Kompetenzen, Bundesbank-Präsident Axel Weber distanzierte sich von den Aussagen Sarrazins. Die wiederholt geäußerte Forderung nach einer Entlassung Sarrazins aus dem Bundesbank-Vorstand stößt indes an Grenzen. „Die Vorstandsmitglieder genießen große Unabhängigkeit und werden von der Politik nur ausgewählt“, erklärt ein Insider. „Das Auftreten von Herrn Sarrazin ist so gesehen auch eine Folge früherer politischer Entscheidungen.“ hmt, mot, wie, wvb.

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