zum Hauptinhalt
Die Tische stehen schon mal. Der Ball ist längst ausverkauft, mehr als 2000 Gäste dürfen in Tempelhof nicht feiern. Eine Sache wurde gestrichen: die traditionelle Tombola. 

© Kai-Uwe Heinrich

Bundesflughafenball: Gemüsedöner als Alternative zu Austern

2000 Menschen tanzen in den Tempelhof Hangars. Es geht auch anders, aber ohne Champagner.

Yellow Fin Thunfisch und Red-Label Lachs, das klingt nicht geradezu nach Flugzeugessen. Und doch werden am Freitagabend rund 2000 festlich gekleidete Gäste im Flughafen Tempelhof solche und ähnliche Leckereien schlemmen. Mit 65 ist es Zeit für ein ganz großes Abenteuer, haben sich die Organisatoren bei der gastgebenden Bundespressekonferenz gedacht. Ihren symbolträchtigen Geburtstag hatte die Institution schon früher in diesem Jahr gefeiert.

„Es muss ja nicht jeder mit einer Kaffeemaschine aus dem Saal gehen“

Nun haben die Organisatoren den Ball nach 15 Jahren aus dem Hotel Interconti in das denkmalgeschützte Flughafengebäude verlegt. Den Umzug hat der Vorstand auch genutzt, um sich von alten Traditionen zu trennen. Erstmals wird es keine Tombola geben. „Es muss ja nicht jeder mit einer Kaffeemaschine aus dem Saal gehen“, sagte der Vorsitzende Gregor Mayntz. Schon in den vergangenen Jahren war man freilich dazu übergegangen, weniger und dafür hochwertigere Preise zu verlosen.

Neu im Programm wird die Verleihung eines Preises der Bundespressekonferenz sein, an Menschen, die sich im Sinne der Organisation um die Pressefreiheit verdient gemacht haben. Der Preisträger soll am Ballabend bekannt gegeben werden. Fünf Kandidaten haben es in die Endrunde geschafft, darunter der Verfassungsrichter Dieter Grimm und der ehemalige Regierungssprecher Dieter Vogel.

Eintrittskarten sehen wie Flugtickets aus

Neues kann man auch spielerisch angehen. Dafür war die Agentur Kaluza & Schmidt zuständig. Die alte Ladenzeile wird mit Lounges zeitgemäß gefüllt, die Eintrittskarten sehen wie Flugtickets aus, und die Menükarten haben die Gestalt von Kofferanhängern. Ehrengast ist, wie in praktisch jedem Jahr, der Bundespräsident. Nach dessen Terminkalender richtet sich in der Regel auch der Termin des Balls. Dass der diesmal nicht wie in den vergangenen Jahren auch am letzten Novemberwochenende Zeit hatte, gab letztlich einen zusätzlichen Anstoß für den Abflug aus dem Interconti.

750 Euro für eine Karte

Der Ball ist längst ausverkauft, mehr als 2000 Gäste dürfen aus baupolizeilichen Gründen in Tempelhof nicht feiern. Rund 1600 Flaneure haben 490 Euro bezahlt für die Karten, die fest am Tisch sitzenden Gäste ließen sich das Vergnügen 750 Euro kosten. Essen und Trinken ist inbegriffen. Die preiswerteste Kartenkategorie, die für Freunde und Angehörige von Mitgliedern der Bundespressekonferenz vorgesehen war, fiel diesmal weg. Früher gab es diese Tickets für 220 Euro. Dass es die nun nicht mehr gibt, hat natürlich Gesprächsstoff geliefert. Es gibt diesmal nur drei Hauptsponsoren. Das Ball-Geschäft ist schwieriger geworden.

Das Ball-Geschäft ist schwieriger geworden

Das hat den PR-Manager Lutz Meyer nicht davon abgeschreckt, einen „Bundesmedienball“ ins Leben zu rufen, der am selben Abend mit fast 400 Gästen im Ballhaus Mitte stattfindet. Smoking und Abendkleid sind ebenfalls erwünscht, statt Champagner wird aber Cremant getrunken, und Gemüsedöner sind die sättigende Alternative zu den Austern, die in Tempelhof übers Gepäckband rollen. Karten kosten dafür, wie schon berichtet, 85 Euro im Vorverkauf und 125 Euro an der Abendkasse. Es gibt auch Nachttickets, die zwischen 1 und 5 Uhr morgens gültig sind für 40 Euro in bar für Gäste, die sich in einer Stretchlimo Trabant vom Bundespresseball zum Bundesmedienball chauffieren lassen wollen. Beim Bundespresseball sieht man die Initiative mit größter Gelassenheit. Vorstandsmitglied Angela Wefers: „In Berlin ist Platz für viele Partys.“

Zur Startseite