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Huiuiui, kesse Werbung vor dem Hertha-Stadion. Die Werbeagenturen aus NRW entdecken plötzlich das Olympiastadion. Links das Schalke-Plakat auf dem U-Bahnhof, rechts das Paderborn-Plakat am S-Bahnhof.

© Kristian Roecker, André Görke

Bundesliga-Vereine werben vor dem Olympiastadion Berlin: Hertha-Fans, aufgepasst - hier ist das kesse Paderborn

Erst wirbt Schalke für sich, jetzt klebt auch Paderborn Plakate in Berlin. "Hängt hier jetzt eigentlich jede Woche neue Vereinswerbung?", fragen sich Fans von Hertha BSC. Unser Autor Johannes Schneider rät zur Gelassenheit. Eine Glosse.

Eine Urangst Berlins ist ja, sich im Fremden zu verlieren. Spätestens, seitdem die Heimatverdrossenen nicht mehr nur aus Dagebüll und Esslingen, sondern auch aus Albuquerque und Lissabon anlanden, wächst diese Furcht. Rückzugsräume gewinnen an Bedeutung. Der Fußballverein Hertha BSC, im Gegensatz zu anderen Anrainern nicht im Verdacht, Zugereisten als kultiger Zweitverein zu taugen, bietet einen.

Umso monströser, was unter Bundesligisten aus dem Westen Brauch zu werden scheint: Erst hängte ein Verein aus dem Ruhrgebiet ein riesiges Plakat zwischen U-Bahnsteig und Stadion, auf dem stand, man bedanke sich bei allen mitgereisten Fans für die Unterstützung. Wie aufgeregte Herthaner nun berichten, verkündet vor dem Heimspiel in zehn Tagen ein Fußballzwerg aus Ostwestfalen ebenda: „Alte Dame trifft Jungbrunnen. Dynamisch und ideenreich: Paderborn – das Silicon Valley von NRW“.

"Paderborn - das Silicon Valley in Nordrhein-Westfalen"

Nun zeugen solche Aneignungsversuche von Dummheit in vielerlei Hinsicht: Nicht nur, dass man jene verprellt, die die eigene Stadt ungern von Wochenendgästen umgestaltet sehen! Auch die Auswärtsfans dürfte das kaum begeistern: Wer 500 Kilometer fährt, um sich in ein fremdes Stadion zu stellen, möchte eben nicht, dass alles so ist wie zuhause.

Was aber tun? Das Plakat herunterreißen oder vollstickern? Ach, iwo! Friedlich bleiben! Ein Wochenendtrip – sei es nach Gelsenkirchen, sei es nach Paderborn – kann im Zweifel jedem Berliner vor Augen führen: Was hier als Problem gilt, ist anderswo ein Wunschtraum.

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