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In Begleitung der Fraktionsvorsitzenden schritt Gauck die Stufen zum Abgeordnetenhaus hinauf.

© dpa

Bundespräsidentenwahl: Fast alle mögen Gauck

Bei seiner Vorstellung im Berliner Abgeordnetenhaus kam Joachim Gauck bei den meisten Fraktionen gut an. Nur die Linken grätschten nach der Fragestunde dazwischen: Sie vermissten beim designierten Staatsoberhaupt die "soziale Gerechtigkeit".

So stellt man sich einen Bundespräsidenten vor: wortgewandt, gebildet, offen, interessiert, lernwillig und -fähig, sicher im Umgang mit den politischen Großthemen. Alle diese Eigenschaften fanden Mitglieder des Abgeordnetenhauses bei Joachim Gauck, dem mutmaßlichen nächsten Bundespräsidenten. Gauck stellte sich am Mittwoch auf Einladung der Grünen, der SPD und der CDU-Fraktion den Mitgliedern des Abgeordnetenhauses - und nicht mal seine politischen Gegner fanden böse Worte über den Mann, der gern und viel über die Freiheit redet, weniger über die Gerechtigkeit.

Dass ihn die soziale Entwicklung in Deutschland, die zunehmende Armut zumal in Berlin so wenig interessiere, hielten ihm nach einer guten Stunde des Redens, Fragens und Zuhörens vor allem Mitglieder der Linksfraktion vor. Die Abgeordnete Katrin Möller sagte, Gauck habe "nicht ansatzweise den Begriff der sozialen Gerechtigkeit erwähnt". Und das "Prozedere", das zu seiner Nominierung führte, missfiel Möller. Gauck sei von einer ganz großen Koalition aufgestellt worden und werde "ein Politbüro-Wahlergebnis" bekommen.

Lange nicht so skeptisch sehen die Piraten der Gauck’schen Präsidentschaft entgegen. Fraktionschef Andreas Baum befand, Gauck habe "eine interessante Vorstellung" gegeben. Der Kandidat habe Interesse am "Austausch" über das Netz und über das Politikverständnis der Piraten geäußert. Baum sieht bei Gauck Nachholbedarf beim Wissen über das Internet und dessen Möglichkeiten und begrüßt, dass der Kandidat "offen Fehler eingestehen" könne.

Dieser Zug an dem Mann, der auch am Mittwoch erstmals über sein großes Thema, die Freiheit geredet hatte, gefiel auch dem Grünen-Abgeordneten Özcan Mutlu. Gauck habe "klare und deutliche Worte zur Integration" gefunden - er wolle der Präsident aller Menschen werden, die in diesem Land leben, so Mutlu: "Solche Signale brauchen wir heute mehr denn je."

Vertreter von CDU und SPD hatten ohnehin nur positive Erwartungen an Gauck - schließlich ist er seit 2010 der Kandidat der SPD und seit neuestem auch der Mann der Kanzlerin für das höchste Amt.

Für Klaus Wowereit, der der Vorstellung im Festsaal des Abgeordnetenhauses zugehört hatte, ist Gauck "ein hervorragender Kandidat" und "bereit, dazuzulernen". CDU-Fraktionschef Florian Graf hatte Gaucks Denkanstöße zu den großen Themen Demokratie, Integration und Freiheit vernommen und erwartet, dass Gauck als Präsident aussprechen werde, "was die Bürger bewegt".

(Tsp)

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