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Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt.

© dpa

Bundespresseball: Die Schatten tanzen mit

Trotz der Schreckensmeldungen aus der Zeitungsbranche wurde beim Bundespresseball im Interconti Hotel gefeiert. Erstmals eröffnete Bundespräsident Joachim Gauck das Fest mit 2500 Gästen.

Es hat auch früher schon Jahre gegeben, in denen ein unsichtbarer Schatten mittanzte auf dem Bundespresseball. Bei den schlechten Nachrichten der vergangenen Tage über die Situation der Zeitungen hatten viele mit Absagen gerechnet. Doch im Gegenteil: sogar unmittelbar Betroffene bestätigten ihre Teilnahme. „Jetzt erst recht noch mal feiern“, beschrieb der Vorsitzende der Bundespressekonferenz, Gregor Mayntz, den Tenor der Zusagen.

Freilich ist ein Ball auch eine gute Kontaktbörse. Das Motto des 61. Bundespresseballs, zu dem am Freitagabend 2500 Gäste im Hotel Interconti erwartet wurden, lautete „Perpetuum Mobile“ („Sich ständig Bewegendes“), und dieses Motto verstanden die Gastgeber durchaus optimistisch. „Wer weiß, zu wie viel Gutem diese Nacht noch führen wird“, sagte Mayntz. „Vielleicht wird gerade hier die entscheidende Idee geboren, wie man die Zeitungen in eine neue Zukunft führen kann.“ Zwar war der Teppich, über den die Ehrengäste kamen, schwarz, aber das hatte stilistische Gründe. „Die hier feiern, wissen genau, vor welchen Umwälzungen die Medien stehen“, sagte Bundespräsident Joachim Gauck. Zu den Klängen von „Wiener Blut“ eröffnete er den Ball mit Sonja Mayntz. Gastgeber Gregor Mayntz tanzte mit Daniela Schadt, die ja nicht nur First Lady ist, sondern auch eine hocherfahrene Journalistin. Für ihr Ball-Debüt in der neuen Rolle hatte sie eine bordeauxfarbene Robe gewählt.

Noch bevor der erste Tanz zu Ende war, wechselten die Paare zu ihren eigentlichen Partnern. Neben US-Botschafter Philip Murphy und seiner Frau Tammy waren am Präsidententisch auch die Vorsitzende des Vereins der Ausländischen Presse, die Österreicherin Birgit Baumann, Pascal Thibaut von Radio France International und der Intendant der Deutschen Welle, Erik Bettermann, platziert. Außerdem – wohl auch als Geste der Solidarität mit denen, die gerade die Schatten spüren – André Spangenberg von dapd.

Volles Haus. Der Bundespresseball glänzt auch in diesem für viele Zeitungen eher trüben Jahr in gewohnter Pracht.
Volles Haus. Der Bundespresseball glänzt auch in diesem für viele Zeitungen eher trüben Jahr in gewohnter Pracht.

© dapd

Das Motto „Perpetuum Mobile“ sollte ursprünglich das Miteinander von Medien und Politik widerspiegeln. Es war kunstvoll umgesetzt in den Dekorationen, verschiedenfarbigen Anthurien, die zu Mobiles zusammen gesteckt waren und über den Tischen schwebten. Beim Essen spürte man von der Krise nichts. Sternekoch Thomas Kammeier hatte sanft gegarten Ostsee-Lachs, weißen Heilbutt im Karottensud und Flanksteak vom Mecklenburger Rind vorbereitet.

Das hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel sicher geschmeckt, aber die gehört traditionell zu den ersten, die ihre Teilnahme absagen. Julia Jäkel von Gruner und Jahr hatte erst am Freitag abgesagt. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner wollte in Brüssel für das Wohl der deutschen Landwirte kämpfen. Warum Umweltminister Peter Altmaier Anfang der Woche diesen Abend in elegant gekleideter Gesellschaft absagte, wusste niemand genau. Auch bei Peer Steinbrück, der „lange im Rennen war“, wie es hieß, war nicht klar, warum er absagte. Frank Walter Steinmeier und Sigmar Gabriel mussten andere Veranstaltungen besuchen. Mit Daniel Bahr, Thomas de Maizière, Hans-Peter Friedrich, Dirk Niebel, Peter Ramsauer und Philipp Rösler waren aber immerhin sechs Minister gekommen.

Rund 550 Mitarbeiter waren eingeteilt, um unter anderem 3000 Flaschen Wein, 3000 Liter Bier, 6500 Austern und sechs Kilo schwarze Wintertrüffel zu servieren. Für die Flaneure gab es unter anderem eine Hummerfontäne und eine spektakulär inszenierte Pastamanufaktur. Gregor Mayntz plante einen Kurzbesuch in der Küche mit seinem Ehrengast, dem Präsidenten. Im vergangenen Jahr hatte er das mit dem damaligen Bundespräsidenten ebenfalls gemacht. Da war für Christian Wulff die Welt noch in Ordnung, bevor aus dem Miteinander von Politik und Medien ein heftiges Gegeneinander wurde. Der Höhepunkt, der spät in der Nacht zum Samstag stattfinden sollte, passte bestens zum aktuellen Bundespräsidenten, dem langjährigen Pfarrer Joachim Gauck: Die Harlem Gospel Singers hatten den Ball als Auftakt ihrer diesjährigen Europa-Tournee gewählt.

Auch in Schattenjahren trägt dieser Ball sich selbst. Schatzmeisterin Angela Wefers leidet nicht mal unter Sponsorenschwund.

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