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Angetanzt. Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt beim Bundespresseball im Hotel Adlon.

© dpa

Bundespresseball in Berlin: Über den roten Teppich zum Ballvergnügen im Adlon

Zum ersten Mal lud der Bundespresseball an den Pariser Platz – mit drei Ministern, 1000 Currywürsten und einem eigenen Cocktail.

Der Pariser Platz hatte sich am Freitagabend für eine ganz große, glanzvolle Premiere Premiere herausgeputzt. Rund 2300 festlich gekleidete Gäste des Bundespresseballs schritten in langer Robe, im Smoking oder im Frack über den roten Teppich ins Hotel Adlon. Reminiszenzen an die glanzvolleren Aspekte der Weimarer Republik waren wohl gewollt, auch wenn diese den Nachgeborenen vor allem aus Film und Fernsehen bekannt sind. Damals feierte die Ausländische Presse im ersten Haus am Pariser Platz legendäre Bälle.

Lange war der Umzug des Balls ins Adlon gescheitert

Lange war der Umzug des Balls ins Adlon daran gescheitert, dass der Nachbau des alten Hotels nicht groß genug schien für so viele Menschen. Mit Sigmar Gabriel, Manuela Schwesig und Christian Schmidt waren diesmal immerhin drei Minister gekommen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier musste kurzfristig absagen.

Ausgerollt für die Prominenz. Das Hotel Adlon bereitet sich auf den Bundespresseball vor.
Ausgerollt für die Prominenz. Das Hotel Adlon bereitet sich auf den Bundespresseball vor.

© Rainer Jensen/dpa

Hoteldirektor Emile Boomtsma, der nach seiner Zeit im Kempinski Beijing im vergangenen Jahr in den Hallen des ehemaligen Flughafens Tempelhof sein Presseball-Debüt feierte, nahm die Herausforderung mit viel Lust an der Sache an. Die wenigen Stammgäste, die am Freitag nicht eigens wegen des Balles gekommen waren, hatte er zur Teilnahme eingeladen. Schließlich waren alle öffentlichen Räume, auch die Lobby und sowieso der Palais- und der Ballsaal, für das große Ereignis geschmückt und vorbereitet worden. Zeitweise mischten sich dann auch mal Steppjacken und Jeans unter die Roben.

Nicht nur die Sponsoren freuten sich auf ein elegantes Ambiente

Nach dem Ausflug nach Tempelhof im letzten Jahr hatten sich diesmal nicht nur die Sponsoren auf ein elegantes Ambiente gefreut. Flanieren auf flauschigen Teppichen zwischen dunklen Hölzern und unter festlichen Kristallleuchtern vermittelt automatisch ein anderes, behaglicheres Ballgefühl als die abenteuerliche Kulisse des historischen Flughafens. Entsprechend positiv war die Resonanz befragter Gäste.

Viele kleine Salons mit Musik schufen bei aller Noblesse auch eine gemütlich-wohnzimmerlich anmutende Atmosphäre, in jedem Fall eine angemessene Kulisse für Pailletten und bestickte Seide. Von der Galerie aus fiel der Blick auf eine Pyramide aus Pfannkuchen, die an diesem Abend „Berliner“ hießen, vielleicht um den überregionalen Charakter der Veranstaltung zu unterstreichen.

Alle drei Restaurants des Hauses stellen das Essen

Die Vorfreude galt natürlich auch dem Essen, denn alle drei Restaurants des Hauses waren daran beteiligt. Küchendirektor Jürgen Bemmerl bespielte mit seinen 80 Köchen mehr als 30 Anlaufstellen für Foodies, Gourmets und ausgehungerte Dauertänzer. Seit Mittwoch schon gaben sich die Lieferanten in den Küchen die Klinke in die Hand. Schließlich galt es, 5000 Sushi, 4000 bretonische Austern, 1000 Currywürste, 8 kg Trüffel und 2000 Dim Sums vorzubereiten - unter anderem. Bereit standen außerdem über 2000 Flaschen Rot- und Weißwein, 1800 Flaschen Champagner und Sekt und 1500 Liter Bier. In einem Schwarzlichtraum leuchteten Desserts mit Cocktails um die Wette. Und für die klassische Tanzmusik hatte man das Pepe-Lienhard-Orchester engagiert, das am späten Abend zum ersten Mal seit dessen Tod wieder Lieder von Udo Jürgens spielen wollte.

Ein zehnköpfiges Team hatte ein besonderes Menü vorbereitet

Rund 300 Gäste, die mit Bundespräsident Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt im Palaissaal vor dem ersten Tanz an langen Tafeln zum Menü Platz nahmen, konnten Spezialitäten aus dem Lorenz Adlon Esszimmer probieren. Der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Küchenchef Hendrik Otto hatte mit seinem zehnköpfigen Team ein dreigängiges Menü vorbereitet: Essenz vom Perlhuhn mit Wurzelgemüse, Rilette-Ravioli und Grießnocken, danach geschmorte Kalbsbäckchen „Zingara“ mit Paprika, Champignons, Speck und Rotweinsauce. Unmittelbar vor der Verleihung des Preises der Bundespressekonferenz an Christoph Reuter, gab es zum Nachtisch eingelegte Sauerkirschen mit Topfenespuma, gesalzenem Schokoladencrumble und Basilikumeis.

Auch für den US-Botschafter ist am Tisch des Bundespräsidenten gedeckt

Der Preisträger saß, wie auch der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Ausländischen Presse, Pascal Thibaut, und Zeit-Chefredakteur und Tagesspiegel-Herausgeber Giovanni di Lorenzo, am Tisch des Bundespräsidenten. Dass dort auch für US-Botschafter John Emerson und seine Frau Kimberly gedeckt war, ist wohl auch ein Signal, dass die Turbulenzen im deutsch-amerikanischen Verhältnis endlich ausgestanden sind. Mit den neuen gemeinsamen Herausforderungen kennt sich Christoph Reuter bestens aus. Schließlich wurde ihm der Preis zugesprochen für seine gründlichen und oft lebensgefährlichen Recherchen über den sogenannten Islamischen Staat. Ein Quader aus Kristallglas mit eingelaserter Schreibmaschinen-Tastatur erinnert als Trophäe an die Ursprünge des Berufs.

John Emerson, der am Pariser Platz zu den Nachbarn des Adlon gehört, fiel auf, dass der Bundespresseball regelmäßig am Tag nach Thanksgiving stattfindet, dem so ziemlich höchsten amerikanischen Feiertag. Das hat freilich eher mit dem Terminkalender des Bundespräsidenten zu tun. Mochte sich der Ort geändert haben, die Formation zum Antanzen folgte auch diesmal wieder dem traditionellen Protokoll. Den ersten Walzer tanzte Bundespräsident Joachim Gauck mit der Ehefrau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz, Sonja Mayntz. Gregor Mayntz führte Daniela Schadt aufs Parkett. Der Walzer war erst nach dem Ende des Dinners angesetzt. Vorher hatten die Flaniergäste die Möglichkeit, sich warm zu tanzen, auch das eine Neuerung.

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