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Bundeswehr: Gelöbnis im Bendlerblock blieb ungestört

Das Gelöbnis von Rekruten am Jahrestag des Attentats auf Hitler ging am Abend "ohne besondere Vorkommnisse" über die Bühne. Nur mit einem Transparent am Potsdamer Platz machten Demonstranten auf sich aufmerksam.

Berlin - Mit Kranzniederlegungen, einer Feierstunde und einem Gelöbnis von 290 Bundeswehrrekruten in Berlin hat Deutschland am 62. Jahrestag des gescheiterten Hitler-Attentats an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnert. Dabei wurde vor allem der «Einsatz für Recht und Freiheit» der Hitler-Gegner um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg gewürdigt. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) betonte, dies bedeute heute auch, sich der «Verantwortung nicht zu entziehen». Derzeit sind mehr als 6000 deutsche Soldaten in neun Auslandsmissionen eingesetzt.

Bei der Feierstunde der Bundesregierung appellierte der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) an Politik und Gesellschaft, aktuelle Lehren aus dem Widerstand zu ziehen. «Wir dürfen es nicht hinnehmen, wenn irgendwelche trüben Geister sich erdreisten, Teile unseres Vaterlandes zu so genannten 'national befreiten Zonen' zu erklären», sagte er in der offiziellen Gedenkrede. Diese «braunen Irrlichter» hätten «überhaupt keinen Anspruch auf unsere Nation».

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) rief zum aktiven Widerstand gegen den Rechtsextremismus auf. Entschlossen müsse man all jenen entgegentreten, «die das Rad der Geschichte zurückdrehen wollen und Jagd machen auf alle, die ihrer dumpfen Ideologie im Wege stehen».

Nach der Feierstunde legte Bundesratspräsident Peter Harry Carstensen (CDU), begleitet vom Generalinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhan, im Bendlerblock einen Kranz nieder. Am Nachmittag ehrte die Bundesregierung in der Gedenkstätte Plötzensee die Opfer des Nationalsozialismus. In der ehemaligen Hinrichtungsstätte verloren zwischen 1933 und 1945 mehr als 2500 Menschen ihr Leben.

Wulff würdigte den deutschen Widerstand als «Teil der großen europäischen Demokratie- und Freiheitsbewegung». Zugleich mahnte er, sich heute mit Kritik an den Vorstellungen und am Vorgehen des damaligen deutschen Widerstandes zurückzuhalten.

Linkspartei kritisiert Gelöbnis

Zuvor hatte die Kampagne gegen Wehrpflicht eine Gedenkpolitik bemängelt, «die einseitig den Putschversuch des 20. Juli und die militärische Opposition in der Wehrmacht würdigt». Die Linkspartei kritisierte vor allem das Gelöbnis von Bundeswehrrekruten am Jahrestag des Attentats auf Hitler, das für eine «verzerrte Geschichtspolitik der Bundeswehr» stehe.

Beim Gelöbnis der Rekruten des Wachbataillons würdigte der britische Verteidigungsminister Des Browne ausdrücklich, dass die Lehren des militärischen Widerstandes in der Zeit des Nationalsozialismus von der Bundeswehr aufgenommen worden seien. Browne ist der erste britische Verteidigungsminister, der an einem Gelöbnis der Bundeswehr teilnahm.

Laut Polizei verlief die gesamte Zeremonie ohne «besondere Vorkommnisse». Lediglich am Potsdamer Platz hätten etwa zehn Demonstranten ein Transparent gegen Krieg und Militär entrollt. Das zentrale Gelöbnis der Bundeswehr am 20. Juli war in den vergangenen Jahren immer wieder von Demonstranten gestört worden. (tso/ddp)

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