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Berlin: Bundeswehr-Hubschrauber über Tegel abgestürzt

Beim Absturz eines Bundeswehr-Hubschraubers vom Typ "Bell UH 1-D" sind gestern nachmittag in Tegel vermutlich vier Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.Das Unglück ereignete sich um 15.

Beim Absturz eines Bundeswehr-Hubschraubers vom Typ "Bell UH 1-D" sind gestern nachmittag in Tegel vermutlich vier Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.Das Unglück ereignete sich um 15.10 Uhr auf dem ehemaligen Militärflugfeld der französischen Streitkräfte am Nordrand des Flugplatzes Tegel.Nach ersten Informationen von Augenzeugen verlor der Hubschrauber in etwa 30 Metern Höhe die Balance und schmierte mit dem Dach zuerst auf die Betonpiste.Dabei geriet er in Brand.Retter der Flughafenfeuerwehr rasten über das Flugfeld zum Wrack, doch jede Hilfe kam für die Flugschüler und Lehrer zu spät.Die Ursache des Absturzes war gestern noch unklar.

Nach Auskunft von Oberstleutnant Joachim Weiß von der 3.Luftwaffendivision in Gatow befand sich der leichte Transport- und Mehrzweckhubschrauber auf einem Ausbildungsflug, der in Diepholz bei Bremen begann und über Holzdorf nach Berlin führte.Offenbar geschah das Unglück kurz vor dem Aufsetzen in Tegel.Die Kanzel des Helikopters brannte laut Weiß völlig aus, der hintere Rumpf mit dem Heckrotor sei hingegen von den Flammen unversehrt geblieben.

Auch starke Kräfte der Berliner Feuerwehr waren kurze Zeit später am Unglücksort in der Nähe der Avenue Jean Mermoz.Bis zu ihrer Ankunft hatte die Flughafenwehr das Wrack jedoch schon mit einem Schaumteppich gelöscht.Während der Rettungsarbeiten wurde der Flugplatz Tegel eine halbe Stunde lang für Starts- und Landungen gesperrt, es sei aber zu keinen größeren Beeinträchtigungen des Flugverkehrs gekommen, hieß es bei der Flughafen-Holding.

Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.Experten des Lufttransport-Kommandos der Bundeswehr in Münster flogen umgehend nach Berlin, um sich an Ort und Stelle zu informieren.Unter ihnen ist auch der Chef des Kommandos, Genreralmojor Bock.Der einstige französische Militärflugplatz, auf dem sich der Absturz ereignete, wird heute von der 3.Lufttransport-Staffel der Bundeswehr genutzt.

Etwa 300 Helikopter vom Typ "Bell UH1-D" sind bei der Bundeswehr zur Zeit in Betrieb.Die Maschine ist bei Heer und Luftwaffe seit 1966 in Betrieb und gilt als sehr zuverlässiges Arbeitspferd.Das "D" in der Typenbezeichnung weist darauf hin, daß es sich um eine spezielle Weiterentwicklung des amerikanischen Ur-Typs für Deutschland handelt.Die Amerikaner setzten die Bell auch zu Kampfeinsätzen, etwa in Vietnam ein.Bei der Bundeswehr wird er aber einzig als leichter Transporthubschrauber und für Rettungsaufgaben (SAR) eingesetzt.Neben zwei Mann Besatzung können 13 Passagiere oder sehcs Verwundete transportiert werden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 220 Stundenkilometer, die Reichweite mit vollem Tank maximal 440 Kilometer.Die Maschine hat eine Länge von 12,70 Metern und ist knapp vier Meter hoch.

Trotz ihres guten Rufes war die "Bell UH-1D" auch bei der Bundeswehr schon wiederholt in Unfälle, zum Teil auch sehr schwere verwickelt.Das hohe Alter der Maschinen war dafür aber keine Ursache.Bei der nach Flugstunden gestaffelten Wartung werden bestimmte Teile nach und nach immer wieder ausgewechselt.

Im Januar 1995 stürzte ein Rettungshelikopter vom Typ des Unglückshubschraubers in Bad Saarow bei Fürstenwalde ab.Vier Insassen wurden verletzt.Ursache war der Totalausfall eines Treibwerkes beim Landeanflug auf eine Klinik.Damals war es dem fliegerischen Können des Piloten zu verdanken, daß der Unfall nicht folgenschwerer war.

Acht Monate später ereignete sich ein weiteres Helikopterunglück bei Fürstenberg im Norden von Berlin.Dabei schlug eine viersitzige "Alouette II" des Bundesgrenzschutzes auf dem Flug von Neustrelitz nach Tempelhof in einem Waldstück auf.Alle drei Insassen starben, unter ihnen auch der Chef des BGS-Präsidiums Ost, Lothar Pusch.

Seit Ende der fünfziger Jahre setzen die Bundeswehr sowie die Armeen der Alliierten zunehmend Militärhubschrauber in der Bundesrepublik ein.Dabei ereigneten sich immer wieder schwere Unfälle, einige auch mit dem Typ Bell UH-1 D

1988 bei Garmisch-Partenkirchen - 9 Tote.Eine Bell UH-1 D der Bundeswehr streifte im Wettersteingebirge einen Felsen und stürzt 200 Meter in die Tiefe.Bei der Leiche des Piloten wurde ein Alkoholgehalt im Blut von 2,5 Promille festgestellt.Unter den Opfern waren fünf Zivilisten, die die Besatzung gegen die Vorschriften an Bord genommen hatte.

1994 Mannheim - 4 Tote.Ein Rettungshubschrauber der Bundeswehr vom Typ Bell UH-1 D prallte gegen den Fernmeldeturm und riß die obersten 17 Meter der Antennenanlage des 205 Meter hohen Turms ab.Alle vier Insassen, ein Arzt und drei Soldaten, kamen ums Leben.

1996 bei Dortmund - 13 Tote.Eine Bell UH-1 D der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums stürzte bei einem Rundflug über der Stadt in ein Waldstück.Von den 14 Insassen überlebte nur einer.An Bord waren auch sechs junge Leute, die bei einer Jugendmesse einen Freiflug gewonnen hatten.Unglücksursache war ein riskantes Manöver des erfahrenen Piloten.

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