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Berlin: Bundeswehrkrankenhaus: Pfleger gesteht Morde

Fünf Todesfälle im Bundeswehrkrankenhaus in Mitte beschäftigen derzeit Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin. Den bisherigen Ermittlungen zufolge erlagen die im Jahr 1996 gestorbenen Männer offenbar nicht ihren schweren Erkrankungen, wie bisher angenommen.

Fünf Todesfälle im Bundeswehrkrankenhaus in Mitte beschäftigen derzeit Polizei und Staatsanwaltschaft in Berlin. Den bisherigen Ermittlungen zufolge erlagen die im Jahr 1996 gestorbenen Männer offenbar nicht ihren schweren Erkrankungen, wie bisher angenommen. Stattdessen wurden sie nach Erkenntnissen der Ermittler von einem zur Tatzeit in der Klinik beschäftigten Pfleger getötet, wie der Sprecher des Krankenhauses, Oberfeldarzt Thomas Fischer, dem Tagesspiegel bestätigte.

Der mutmaßliche Täter Thomas K. ist den Angaben zufolge ein ehemaliger Zeitsoldat, der zur betreffenden Zeit als ziviler Pfleger in dem Krankenhaus arbeitete. Wegen anderer Straftaten, die ihm nachgewiesen wurden, befindet er sich derzeit im Maßregelvollzug der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Reinickendorf. Dort hat er nach Informationen des Tagesspiegel die fünf Morde im Gespräch mit einer Vertrauensperson gestanden. Daraufhin eröffnete die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren.

Um die Umstände der Todesfälle zu ermitteln, will der Staatsanwalt jetzt die Beschäftigten des Krankenhauses in der Scharnhorststraße befragen und möglicherweise die Leichen der Verstorbenen exhumieren lassen, um sie erneut zu untersuchen. "Bisher fanden die Ermittlungen nur aufgrund der Datenlage statt", sagt Fischer.

Dadurch konnte zumindest die genaue Zahl der Opfer von Thomas K. geklärt werden. Nach einer Überprüfung von mehr als 100 Todesfällen aus dem fraglichen Zeitraum "hat die Polizei mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass es weitere Fälle gibt, die auf sein Konto gehen", sagt der Krankenhaussprecher.

Wie und warum Thomas K. seine Opfer tötete, wird Fischer zufolge ebenfalls noch ermittelt. Fest stehe lediglich, dass die fünf gestorbenen Männer Zivilisten waren und schwerstkrank auf der Intensivstation lagen. Deswegen gingen die Ärzte auch nicht von einem Fremdverschulden aus, als die älteren Patienten zwischen Januar und September 1996 nacheinander starben.

Ohne das Geständnis von Thomas K. wäre den Ermittlern möglicherweise nie der Verdacht gekommen, dass die Todesfälle auf Mord zurückzuführen sind. Thomas K. befindet sich aufgrund einer rechtskräftigen Verurteilung wegen anderer Straftaten in Sicherungsverwahrung. Nach Informationen des Tagesspiegel soll er mehrfache Brandstiftung begangen habe. Da K. in allen Fällen offenbar als nicht schuldfähig begutachtet wurde, kam er in den Maßregelvollzug statt in den regulären Strafvollzug.

Nachdem K. von sich aus von seinen Taten berichtet hatte, verglichen die Ermittler die Dienstpläne des Bundeswehrkrankenhauses, um die Angaben des Mannes zu überprüfen. "Dabei hat man gesehen, dass er immer Dienst hatte, als die Patienten starben", sagt Sprecher Fischer. Der Pfleger war damals in wechselnden Schichten auf der Intensivstation eingesetzt und galt unter seinen Kollegen nach Angaben des Krankenhauses als "ein unbeschriebenes Blatt", ohne kriminelle oder sonstwie auffällige Vorgeschichte. Fischer: "Er war eine sehr gute Pflegekraft, gegen die nichts vorlag."

Vom Bundesverteidigungsministerium, das sich beim ermittelnden Staatsanwalt ständig über den Fortgang der Untersuchungen auf dem Laufenden hält, war am Montag keine Stellungnahme zu bekommen. Eine Sprecherin verwies auf das noch laufende Verfahren, dessen Ergebnis man abwarten wolle.

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