zum Hauptinhalt
"Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen", zitierte Heinz Buschkowsky den französischen Aufklärer Voltaire. Thilo Sarrazin habe ein Recht auf Anwesenheit in Kreuzberg.

© dpa

Buschkowsky über Sarrazin: "Er kämpft mit dem Säbel, nicht mit dem Florett"

In der Debatte um Thilo Sarrazins Besuch in Kreuzberg hat Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) seinen Parteikollegen verteidigt - und Nehmerqualitäten angemahnt.

Thilo Sarrazin hat in der vergangenen Woche mit einem ZDF-Kamerateam im Schlepptau das Gespräch mit den Kreuzbergern gesucht und wurde von diesen aus dem Viertel gejagt. Seither schlagen die Wellen immer höher, nun stellt sich Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky grundsätzlich hinter Sarrazin: "Warum sollte dieser Mann Kreuzberg nicht betreten dürfen? Mitbürgern Zutritt und Gespräch zu verweigern, das sind Wesenmerkmale einer Diktatur", sagte Buschkowsky dem Tagesspiegel.

Zahlreiche türkische Verbände und der Deutsche Kulturrat hatten das Vorgehen Sarrazins kritisiert und ihm sowie dem ZDF-Team der Sendung "Aspekte" gezielte Provokation vorgeworfen. "Natürlich muss er gewusst haben, dass es zu Reaktionen kommt, Sarrazin sollte jetzt nicht die beleidigte Mimose geben", sagte Buschkowsky. Ohnehin kämpfe ja auch Sarrazin "mit dem Säbel, nicht mit dem Florett".

Vor allem das Vorgehen des "Hasir"-Restaurant-Managements und der alevitischen Gemeinde kritisierte Buschkowsky scharf, es gehe nicht an, "dass man jemanden einlädt, um dann dem Druck nachzugeben und ihn wieder zum Gehen aufzufordern." Buschkowsky selbst esse gerne im "Hasir", wenn es so weiter gehe "darf ich da bald auch nicht mehr hin". Den Mitgliedern des alevitischen Gemeindezentrums, die den Dialog mit Sarrazin verweigert haben, attestierte Buschkowsky, "nicht die feine alevitische Lebensart" zu repräsentieren, die für Offenheit und Toleranz stehe. Und überhaupt: "Gezielte Provokation von Sarrazin wäre es gewesen, wenn er Tage vorher Plakate geklebt und den Lauten gemacht hätte, aber das ist nicht geschehen - also muss man mit ihm sprechen", sagte Buschkowsky.

Um die Rechtmäßigkeit von Sarrazins Besuch zu unterstreichen, bemühte der streitbare Berliner Politiker sogar geschichtliche Weisheiten. "Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen", sagte Buschkowsky, ein Satz, der dem französischen Aufklärer Voltaire zugeschrieben wird. Nach solch hochtrabenden Aussagen bemühte sich Buschkowsky aber wieder um volksnahe Begründungen: "Stellen sie sich vor, Sarrazin hätte in Kreuzberg eine Tante. Sollte er die nicht mehr besuchen dürfen?"

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false