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Berlin: Busse mit Trauerflor

Obduktion soll Ursache des Todes von BVG-Chef Andreas von Arnim klären. Unternehmen will an seinem Sanierungskurs festhalten

Der amtierende BVG-Vorstand will die Politik des am Mittwoch überraschend verstorbenen Vorstandsvorsitzenden Andreas von Arnim fortsetzen und die BVG auf Sanierungskurs halten. Dies sind auch die politischen Vorgaben, denn nur, wenn das Unternehmen bis 2008 wirtschaftlich arbeitet, kann es im EU-weiten Wettbewerb bestehen.

Der 46-jährige von Arnim war am Mittwoch während einer physiotherapeutischen Behandlung im Martin-Luther-Krankenhaus zusammengebrochen und konnte trotz sofortiger ärztlicher Hilfe nicht gerettet werden. Die Todesursache soll durch eine Obduktion geklärt werden, was in solchen Fällen üblich ist.

Eine mögliche Ursache für den plötzlichen Tod könnte eine Lungenembolie, also der Verschluss eines Gefäßes in der Lunge durch ein Blutgerinnsel, gewesen sein. Die Umstände deuten darauf hin. Von Arnim hatte sich im Februar bei einem Autounfall am Knie verletzt. Verletzungen am Knie erhöhen das Risiko, dass sich in den Beinvenen Blutgerinnsel bilden, sagt Helmut Landgraf, Direktor der Gefäßmedizin am Vivantes-Klinikum am Friedrichshain. Diese könnten unbemerkt bleiben, weil sich nicht immer Symptome wie Beinschwellungen oder Schmerzen zeigten. Gefährlich werden die Gerinnsel, wenn sie sich zum Beispiel durch heftige Bewegungen – auch im Rahmen einer Physiotherapie – lösen und mit dem Blut durch die Adern ins Herz und dann in die Lunge schwimmen. „Verstopfen sie dort eine Arterie, kann es zu einem plötzlichen Herzstillstand kommen“, so Landgraf. Unter Umständen sei dann eine Reanimation auch im Krankenhaus nicht mehr möglich. Schätzungen zufolge erleiden jedes Jahr rund 35 000 Menschen in Deutschland eine Lungenembolie, 3500 sterben daran.

In der BVG-Hauptverwaltung an der Potsdamer Straße 188 in Schöneberg liegt ein Kondolenzbuch aus. Die Flaggen am Gebäude sollen am Tag der Beerdigung auf halbmast gesetzt werden. Dies müsse aber der Innensenator anordnen, heißt es bei der BVG. Zahlreiche Busse fahren schon jetzt mit Trauerflor , an Straßenbahnen sind Wimpel angebracht.

Wichtigste Aufgabe für den BVG-Vorstand ist jetzt zunächst der Abschluss eines neuen Tarifvertrags. Die Grundlagen dafür sind zwischen der Gewerkschaft Verdi und dem kommunalen Arbeitgeberverband ausgehandelt. Sie sehen mittelfristig Einsparungen im Personalbereich von fast 50 Millionen Euro vor. Vor Abschluss des Vertrages müsse der Senat aber eine Bestandsgarantie für die BVG abgeben, fordert Verdi. Dagegen sträubt sich bisher Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der BVG ist. Zudem will Sarrazin ermöglichen, dass Leistungen zumindest im Busverkehr ausgeschrieben werden können. Die BVG könnte dann einen erheblichen Teil ihrer bisherigen Aufgaben verlieren. Nach Ansicht des kommunalen Arbeitgeberverbandes wären „politische Signale“, die Forderungen der Gewerkschaft erfüllen zu wollen, „hilfreich“, um beim Tarifabschluss weiterzukommen. Sollte es wegen der Feinstaubbelastung doch zu Fahrverboten kommen, müsse die BVG dafür fit sein.

Fortgesetzt werden muss auch der Personalabbau. Die Zahl der Mitarbeiter soll von 12 100 auf 9800 reduziert werden. Überlegungen zu einem Nachfolger von Arnims soll es erst später geben. Die Suche nach einem BVG-Chef war in der Vergangenheit meistens sehr langwierig.

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