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BVG: Busfahrer sind für Vordereinstieg – und für Kabinen

Der Vorschlag des Berliner Polizeichefs Dieter Glietsch auf Fahrscheinkontrollen zu verzichten, stößt bei den Busfahrern nur auf wenig Zustimmung. Mit schützenden Fahrerkabinen könnten sie sich jedoch anfreunden.

Die meisten Busfahrer der BVG wollen nach Angaben aus dem Unternehmen den Vordereinstieg und die damit verbundene Kontrolle der Fahrscheine nicht abschaffen. Polizeipräsident Dieter Glietsch glaubt dagegen, dass durch den vorgeschriebenen Zugang die Zahl der Überfälle auf Busfahrer gestiegen ist. Die BVG will die Vorfälle jetzt nach Angaben von Unternehmenschef Andreas Sturmowski auswerten, um festzustellen, wie viele der Attacken auf eine Eskalation beim Fahrscheinverkauf oder der Kontrolle zurückzuführen sind. Allerdings scheint sich unter den Fahrern inzwischen eine Mehrheit für eine schützende Kabine abzuzeichnen.

Es waren auch die Fahrer und der Personalrat, die sich nach dem Verzicht auf den obligatorischen Vordereinstieg dafür eingesetzt hatten, den kontrollierten Einstieg wieder vorzuschreiben. Der Vorstand war dem 2004 gefolgt und hatte anschließend mitgeteilt, die Kontrolle der Fahrscheine durch die Fahrer habe zu Mehreinnahmen von etwa fünf Millionen Euro im Jahr geführt.

Beim Vordereinstieg müsse es deshalb auch bleiben, sagte gestern der Gesamtpersonalratsvorsitzende Uwe Nitzgen. Nur so könne ein Fahrer auch sicherstellen, dass Fahrgäste nicht essend oder trinkend in die Fahrzeuge kommen, was nicht gestattet ist. Nitzgens Kollege Thomas Wiener vom BVG-Tochterunternehmen Berlin-Transport hält gleichfalls wenig davon, den Vordereinstieg aufzugeben. Ein Schläger könne auch von hinten zum Fahrer laufen und ihn attackieren.

Auch nach Ansicht von Hans-Joachim Rudek sollte am Vordereinstieg nicht gerüttelt werden. Rudek ist Chef des Busunternehmens Haru, das lange Zeit für die BVG im Linienverkehr gefahren ist. Rudek hält die von der BVG genannte Summe von fünf Millionen Euro – die ihr bei Aufgabe des Vordereinstiegs durch Schwarzfahrer verloren gingen – für viel zu niedrig. Ein Fahrer, der 27 Jahre für die BVG unterwegs war, sagte gestern dem Tagesspiegel, bis zur Einführung des verbindlichen Vordereinstiegs habe es „Schwarzfahrerei bis zum Gehtnicht- mehr“ gegeben, danach seien die Einnahmen doppelt so hoch gewesen. Andere Zugangsregeln seien ein „Zurückweichen vor Schlägern“. Die sollten durch härtere Strafen abgeschreckt werden.

Zu ändern scheinen die Busfahrer dagegen ihre Haltung zu schützenden Kabinen. Nitzgen war mit diesem Wunsch bisher an der Mehrheit seiner Kollegen gescheitert. Wiener hat vor wenigen Tagen eine Umfrage gestartet, bei der sich bisher von den rund 3000 Busfahrern 530 für Kabinen ausgesprochen hätten, 80 waren dagegen und 30 sei es egal gewesen.

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzender bei der BVG ist, sagte auf Anfrage nichts zum möglichen Verzicht auf die fünf Millionen Euro Mehreinnahmen durch den Vordereinstieg, verwies aber darauf, dass es zwischen ihm und dem Vorstand Gespräche über den Einbau von Fahrerkabinen gebe. Zudem solle man prüfen, ob weitere Fahrer, die nicht mehr ans Steuer können, als Begleitperson in Bussen mitfahren.

Die Kabinen können aber nicht vor jeglichen Übergriffen schützen. Weil ein 15-Jähriger an der Haltestelle Wuhletalstraße in Marzahn den Außenspiegel an einer Straßenbahn weggeklappt hatte, verließ beispielsweise am Montagabend der 38-jährige Fahrer seine Kabine und wollte den Jugendlichen stellen. Dieser schlug dem Fahrer dann ins Gesicht. Der BVG-Mann konnte den Täter aber bis zum Eintreffen der Polizei festhalten.

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