zum Hauptinhalt

Berlin: BVG-Fahrer attackiert: Messerstecher wieder im Gefängnis

Kammergericht kassiert umstrittene Entscheidung zu Kreuzberger Übergriff. Reinickendorfer Tatverdächtiger durfte jetzt nach Hause

Vier Monate nach dem umstrittenen Urteil im Prozess um eine Messerattacke auf einen Busfahrer sitzt der 25-jährige Haupttäter wieder im Gefängnis. Das Kammergericht hatte der Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen die Freilassung stattgegeben und erneut Haftbefehl wegen Fluchtgefahr erlassen.

Mehmet S. hatte am 1. März einem Busfahrer der Linie M29 in Kreuzberg ein Messer in den Rücken gerammt. Der 34-Jährige überlebte. Im Prozess bestritt S. eine Tötungsabsicht. Er wurde vom Landgericht zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, sein 23-jähriger Freund zu drei Jahren. Bis zur Ladung zum Strafantritt kamen sie frei.

Das milde Urteil löste eine Diskussion aus, die der Justiz zu weit ging. Berliner Richter verbaten sich Vorwürfe, sie würden „Kuschel-Justiz“ betreiben. Die Anklage hatte sechs Jahre Haft gegen Mehmet S. verlangt und nach dem Richterspruch Revision eingelegt. Zugleich rief sie wegen der Haftentscheidung das Kammergericht an. Im Falle des Mittäters hat die Staatsanwaltschaft die Entscheidungen des Landgerichts akzeptiert.

Mehmet S. und Selcuk B. waren im Bus durch Pöbeleien aufgefallen. An der Haltestelle Oranienstraße hatte der Fahrer sie aufgefordert auszusteigen. Es kam zu einem Gerangel, schließlich stach S. zu. Bei den Angeklagten handele es sich nicht um „gerichtsbekannte Schläger“, hieß es im Urteil. Sie seien vielmehr „zu groß geratene Jungs, die unter Alkohol mit ihren Konflikten falsch umgehen“.

Nach der Messerstecherei in Reinickendorf vom Mittwoch hat die Polizei den 21-jährigen Tatverdächtigen wieder freigelassen. Ein 22-Jähriger hatte dabei lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Nach bisherigen Erkenntnissen stach der 21-Jährige nach einem Streit gegen 12 Uhr in einem Bus der Linie 124 kurz vor der Haltestelle Tegel-Center dem Mann in den Oberkörper. Dann seien die beiden ausgestiegen und in verschiedene Richtungen gelaufen, bevor das Opfer zusammenbrach. Der 21-Jährige wurde kurz danach festgenommen. Inzwischen halten es die Ermittler aber für möglich, dass er in Notwehr zugestochen haben könnte.

Am Freitag wurde erneut ein Busfahrer angegriffen. Ein 15- und ein 18-Jähriger waren an der Treptower Schnellerstraße eingestiegen. Als der Fahrer nach dem Fahrschein fragte, ging das Brüderpaar auf den 47-Jährigen los, versuchte ihn zu schlagen und zu würgen. Die Jugendlichen wurden festgenommen.

Die S-Bahn will jetzt bei Gewalt gegen Personen und Sachen Beförderungsverbote gegen Täter aussprechen; was bisher nur bei Gewalt gegen Personen praktiziert worden war. K. G./wek

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false