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Berlin: BVG hat es auf die Autokäufer abgesehen

Händler sollen zum Neuwagen eine Jahreskarte für Bahnen und Busse geben / Neues auch bei den Kontrollen

Mit neuen Ideen will die BVG den Fahrscheinverkauf ankurbeln. Nach ihren Vorstellungen könnten Käufer eines neuen Autos vom Händler eine Jahreskarte für Bahnen und Busse dazubekommen. Eine solche Aktion mit einem Hersteller hat es bereits gegeben. Auch an den Einsatz von Handys beim Fahrscheinverkauf denkt der Betrieb. Das Ticket würde dann über das Handy gebucht.Der Fahrschein wäre dann auf dem Display sichtbar. Der Verkehrsbetrieb ist in Zugzwang, nachdem ihm Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) zum wiederholten Mal vorgeworfen hat, außer sturen Tariferhöhungen falle der BVG nichts ein, um neue Kunden zu gewinnen. Die meisten Fahrpreise sollen, wie berichtet, im nächsten Jahr mal wieder erhöht werden.

Viele Autohändler beurteilen den Vorstoß der BVG, den Autokauf mit einem BVG-Jahresticket zu koppeln, jedoch skeptisch. „Dabei zeigen wir unserem Kunden doch gewissermaßen, dass wir unserem eigenen Produkt nicht trauen und dem Käufer deshalb vorsichtshalber eine Alternative anbieten“, sagte ein Verkäufer. Die teuerste Jahreskarte für Berlin und das Umland kostet derzeit 728 Euro. „Zu viel als Zugabe beim Autokauf“, so ein weiterer Händler.

Ganz neu ist die Idee dabei gar nicht. Vor Jahren war in Hannover ein ähnliches Experiment gescheitert. „Mangels Interesse der Autokäufer“, wie ein Beteiligter sagte. Die Jahreskarte für Bahnen und Busse gab es damals beim Kauf eines Gebrauchtwagens. Die Kunden hätten aber stattdessen verlangt, den Preis fürs Auto gleich um den Betrag der Jahreskarte zu mindern.

Neue Ideen hat die BVG nach Angaben von Fahrgästen auch auf einem ganz anderen Gebiet entwickelt – bei den Kontrollen. So hätten in einem Zug der U-Bahn-Linie U 9 Mitarbeiter in Malermontur nach dem Fahrschein gefragt. Selbst gewiefte Schwarzfahrer seien davon überrascht worden, weil sie beim Einstieg dieser Gruppe nicht mit Kontrollen gerechnet hatten. BVG-Sprecherin Barbara Mansfield hält ein solches Vorgehen für ausgeschlossen, bestätigt aber, dass die Kontrolleure der BVG inzwischen auch wieder in Zivil unterwegs sind. Vor Jahren hatte der Vorstand Dienstkleidung angeordnet, weil das Unternehmen damit auch Präsenz auf den sonst personalfreien Bahnhöfen zeigen wollte. Im Einsatz sind jetzt auch Mitarbeiter von privaten Unternehmen in Zivil.

Die BVG hat die Zahl der Kontrolleure, wie berichtet, inzwischen wieder erhöht. Als vor Jahren noch rund 500 „Kontrollettis“ unterwegs waren, lag die Schwarzfahrerquote nach Mansfields Angaben bei 3 Prozent, bei Schwerpunktkontrollen seien durchschnittlich 7 Prozent ohne Fahrschein erwischt worden. Nach dem Abbau von Stellen im Kontrolldienst erhöhte sich die Quote auf 4,4 Prozent beziehungsweise auf 9 Prozent bei den Schwerpunktkontrollen. Auf einzelnen Linien liegt sie sogar noch höher. Jetzt beschäftigt die BVG wieder 390 Kontrolleure.

Auch die S-Bahn hat erfahren, dass sich Schwarzfahrer von der Art und dem Zeitpunkt der Kontrollen beeindrucken lassen. Kontrolliert wird in in Zivil; auch ein Auftritt in kurzen Hosen ist nicht ausgeschlossen. Die Kontrollutensilien stecken zum Teil in Einkaufstaschen. Seit verstärkt nachts und am Wochenende kontrolliert werde, sei die Zahl der Schwarzfahrer deutlich zurückgegangen, sagte S-Bahn-Sprecher Holger Hoppe. Klaus Kurpjuweit

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