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BVG: Jeder zehnte Bus fiel aus

Am Montag läuft bei der BVG wieder vieles nach Plan. Am Mittwoch will die Gewerkschaft entscheiden, wie es nun weitergehen soll.

„Erstaunlich gut“, so lobte sich die BVG gestern selbst, sei der Betrieb am Montagmorgen ins Rollen gekommen. Die U-Bahn sei nach der knapp zweiwöchigen Pause durch den Streik schon nach zwei Stunden weitgehend im Takt gefahren, sagte eine Sprecherin. Bei den Bussen gab es die befürchteten Probleme: Zehn Prozent der Fahrzeuge mussten im Depot bleiben, entweder sie sprangen nicht an, es fehlte Benzin oder der Tüv war abgelaufen. Wie berichtet, hatte Verdi den Streik nur für das Fahrpersonal ausgesetzt, die Werkstätten dagegen werden bis auf einen minimalen Notdienst weiter bestreikt. Erwartet wird, dass die Zahl der ausgefallenen Busse deshalb täglich deutlich steigen wird – die Lücken im Fahrplan werden also für die Fahrgäste immer größer. Da auch die meisten Anzeigen nicht funktionieren, gibt es kaum Informationen, wann was fährt.

Die U-Bahnen und Metro-Trams fahren seit gestern wieder im 10-Minuten-Takt, normale Straßenbahnen alle 20 Minuten. Die Busse rollen im normalen Fahrplan, wenn sie nicht ausfallen. Am Mittwoch will die Gewerkschaft entscheiden, wie es weitergeht. Etwa 100 000 Fahrgäste mehr als sonst zählte gestern die S-Bahn – viele haben offensichtlich dem Streikende nicht getraut. Tatsächlich schienen am Morgen viele Fahrgäste ein wenig zu fremdeln mit „ihrer“ BVG. „Bist du auch beschimpft worden?“, fragte morgens an der Zehlendorfer Busseallee ein Busfahrer der Linie M 48 den anderen. Der nickte. „Aber ich hab’ auch Lob bekommen, von alten Leuten.“ Schön, dass jetzt wieder gefahren wird, hätten die gesagt.

Die Mienen der meisten Fahrgäste, die sich gestern an den Busverkehr gewöhnten, sprachen Bände. Manche Leute blickten die Fahrer böse an, knallten das Geld hin oder zücken abfällig die Monatskarte. Auch eine Art von Kommentar. Die Folgen des fast zweiwöchigen Streiks zeigten sich nicht nur in den Köpfen. In etlichen Bussen funktionierte die Stationsanzeige nicht, Fahrgäste lästerten. Bald müsste man wohl die Busse schieben, da die Werkstätten weiter streikten. Die U-Bahnen fuhren überraschend flüssig, die Abteile waren auffallend leer. Etliche Rolltreppen funktionierten nicht, etwa am ziemlich leeren Bahnhof Kurfürstendamm. Oben an der Bushaltestelle war die Anzeigetafel defekt. Wo sonst eine Menschentraube steht, wartete kaum jemand. Viele Leute gingen zu Fuß, weil sie der BVG nicht trauten.

Christian von Lessen

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