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Berlin: BVG macht Ernst mit der Linien-Revolution

Verkehrsunternehmen reicht Konzept eines radikal neuen Netzes zur Genehmigung ein. Senat muss nun Strecke für Strecke prüfen

Die BVG hat gestern bei der Genehmigungsbehörde ihren Antrag zu einer der größten Änderungen in ihrem Liniennetz eingereicht. Die Verkehrsverwaltung muss jetzt Linie für Linie prüfen und dann entscheiden, ob die Pläne am 12. Dezember so umgesetzt werden, wie es die BVG will. Sie will ihr Netz aufspalten – in ein Kern- und ein Ergänzungsnetz. Herzstück sind 24 neue so genannte Metrolinien bei den Bussen und Straßenbahnen, auf denen tagsüber mindestens alle zehn Minuten ein Fahrzeug kommt. Im Ergänzungsnetz dagegen wird es zum Teil erhebliche Einschränkungen geben.

Änderungen hat die BVG bereits nach der ersten Abstimmungsrunde mit dem Senat vorgenommen. Demnach wird der Nachtverkehr sonnabends und sonntags nicht wie vorgesehen bis gegen 7 Uhr ausgedehnt. Der Tagesverkehr mit mehr Fahrten beginnt weiter um 5 Uhr. Bei der Straßenbahn bleibt die Verbindung der bisherigen Linie 26 von Hohenschönhausen über Lichtenberg nach Köpenick erhalten. Und auch im so genannten Bergmann-Kiez in Kreuzberg, aus dem mit dem Wegfall der Linie 341 der Bus ganz verschwinden sollte, bleibt zumindest eine „Kiezlinie“ im Angebot.

Woanders hat die BVG dem Protest von Fahrgästen dagegen – bisher – nicht nachgegeben. So bleibt sie dabei, die Linien 341 (U-Bahnhof Turmstraße – Flughafen Tempelhof) sowie 348 (U-Bahnhof Breitenbachplatz – S-Bahnhof Storkower Straße) zu streichen, die nur abschnittsweise durch andere Linien ersetzt werden. Ähnlich will die BVG bei zahlreichen weiteren Linien verfahren.

Zum Teil haben dabei kleine Änderungen eine große Wirkung – wie beim 112er-Bus in Nikolassee. Bisher fährt der Bus hier durch die Matterhornstraße – parallel zur S-Bahn. Nun will ihn die BVG über die Spanische Allee schicken. Denn bisher sind die Busse auf ihrer alten Route häufig fast leer, auf dem neuen Weg erwartet die BVG 8000 Fahrgäste pro Tag.

Das Nachsehen haben vor allem ältere Menschen, die den Bus bisher zum Einkaufen in der Matterhornstraße nutzen, klagt der Apotheker Bernd Lehmann, der nach seinen Angaben bereits rund tausend Protestunterschriften gesammelt hat. Lange Fußwege mit schweren Taschen seien für viele Bewohner kaum zumutbar. Für die BVG gehören die Betroffenen zu den 0,03 Prozent der Berliner, die durch das neue System Nachteile haben.

Ähnlich sieht es aber auch woanders aus. So sind nach Ansicht der BVG auch nur 360 Fahrgäste von der Einstellung der Linie 219 in Eichkamp betroffen. Trotzdem gibt es in Charlottenburg eine große Allianz von CDU, SPD und Grünen, die sich dafür einsetzt, den Bus zu erhalten.

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