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Berlin: BVG ordert neue Doppeldecker – in der Stretchversion

Die Verkehrsbetriebe erneuern 2003 den Fuhrpark: Die Fahrzeuge werden eine Klimaanlage bekommen und um fast zwei Meter länger sein

Der Doppeldecker hat wieder eine Zukunft in Berlin. Nachdem die BVG mehr als ein halbes Jahrzehnt keinen Großen Gelben mehr bestellt hat und der Fahrzeugpark deshalb veraltet ist, will sie spätestens Anfang nächsten Jahres wieder eine Bestellung aufgeben. 120 bis 200 neue Doppeldecker stehen auf der Wunschliste der BVG. Derzeit werden die nach einer Ausschreibung eingegangenen Angebote ausgewertet. Der Haken dabei: Die verlangten Preise seien noch „unbefriedigend“, nämlich zu hoch, wie BVG-Vorstand Hans-Heino Dubenkropp sagt.

Vor der europaweiten Ausschreibung hatte die BVG gehofft, den Preis für ihr Wahrzeichen auf den Straßen erheblich senken zu können. In der Vergangenheit waren die Doppeldecker rund 50 000 Euro teurer als herkömmliche Eindecker „von der Stange“. Die Doppeldecker erfordern mehr Aufwand beim Bauen. Sie entstehen fast in Handarbeit, denn weltweit setzten nur wenige Städte die zweistöckigen Busse im Linienverkehr ein. Ihr Vorteil ist, dass sie mehr Sitzplätze haben als andere Typen.

Für die BVG muss nun ein völlig neuer Typ entwickelt werden. Die letzte gelieferte Serie von 1995/96 ist technisch veraltet. Ihre Wünsche an das Fahrzeug hat die BVG der Industrie auch vorgegeben: Die neue Generation soll statt wie bisher 90 maximal 120 bis 130 Fahrgäste mitnehmen können, wobei aber auch der Anteil der Stehplätze steigt. Deshalb wird der Neue mit 13,5 Meter auch etwa eineinhalb Meter länger werden als seine Vorgänger. Die Achszahl wird auf drei erhöht. Eine Klimaanlage soll die Fahrt auch bei Sonnenschein erträglich machen, ein stufenloser Einstieg ist ebenfalls obligatorisch. Auch umweltfreundlich sollen die neuen Typen sein; deshalb soll der Einbau von Brennstoffzellen für den Antrieb vorbereitet werden. Zwei Prototypen von Volvo mit Brennstoffzellen will die BVG – unabhängig von der Serienbestellung – ab Ende 2003 testen.

Doch auch in die Serienlieferung will die BVG nicht gleich einsteigen. Möglichst zwei Fahrzeuge sollen im Voraus geliefert werden, damit man sie unter Praxisbedingungen ausführlich testen kann, sagte Dubenkropp weiter. Die Bahn hatte mit neuen Fahrzeugen, die ohne Prototyp gleich in Serie gebaut worden waren, schlechte Erfahrungen gemacht. Fast alle neuen Baureihen waren im Betrieb mit technischen Mängeln häufig ausgefallen. Dies will die BVG vermeiden.

Seinen alten Stellenwert wird der Doppeldecker aber nicht mehr erhalten. Anfang der 90er Jahre hatte die BVG allein im Westteil der Stadt noch über tausend Große Gelbe im Einsatz. In Zukunft sollen es für die gesamte Stadt nicht mehr als 500 sein – bei insgesamt etwa 1400 Fahrzeugen.

Zahlreiche Linien, auf denen einst Doppeldecker unterwegs waren, sind bereits auf Eindecker umgestellt; nicht immer zur Freude der Fahrgäste. Engpässe gab es aber auch, weil die in die Jahre gekommenen Fahrzeuge außerordentlich oft in die Werkstatt mussten. Sie hatten erhebliche Rostschäden.

Die BVG will aber auch bei ihren langen Eindeckern neue Wege einschlagen und einen „Bahnbus“ testen. Um ein Testprojekt der EU hat sich der Verkehrsbetrieb beworben und hofft nun auf den Zuschlag. Geführt wird der Bus bei diesem Modell nach französischem Vorbild durch Markierungen auf der Fahrbahn, die der Bus „lesen“ kann. Bei Gefahr kann der Fahrer jederzeit eingreifen. Lange Fahrzeuge können so sicher geführt werden, ohne dass sie anecken. Am Ende ihrer markierten Strecke können sie problemlos auf dem normalen Straßennetz weiterfahren. So sollen sie die Vorteile von Bahnen und Bussen vereinen.

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