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Berlin: BVG: S- und U-Bahnen sollen die ganze Nacht hindurch fahren

Nachtschwärmer sollen in Zukunft bequemer mit der BVG und der S-Bahn nach Hause kommen. Die Verkehrsbetriebe wollen auf den wichtigsten Linien auch werktags die ganze Nacht hindurch Züge fahren lassen.

Nachtschwärmer sollen in Zukunft bequemer mit der BVG und der S-Bahn nach Hause kommen. Die Verkehrsbetriebe wollen auf den wichtigsten Linien auch werktags die ganze Nacht hindurch Züge fahren lassen. Der Nachtverkehr auf der Schiene gehört zum neuen "Berlin-Takt"-Programm, mit dem die BVG für ihre Kunden attraktiver werden will. Vor Jahren wollte das Unternehmen den U-Bahn-Betrieb dagegen nach 20 Uhr noch weitgehend einstellen, um Kosten zu sparen.

Noch sind die Planungen nach Angaben der BVG aber nicht abgeschlossen. Derzeit ist nach Informationen des Tagesspiegels vorgesehen, den durchgehenden Nachtverkehr auf den Linien U 2, U 6 und U 9 anzubieten. Die S-Bahn dagegen will ihn nach Angaben von Unternehmenssprecher Gunnar Meyer auf fast alle Linien ausdehnen - vorausgesetzt, der Senat bestellt - und bezahlt - innerhalb des Verkehrsvertrages mit der S-Bahn den zusätzlichen Nachtverkehr.

Bereits derzeit lässt die S-Bahn ihre Züge am Wochenende stündlich oder sogar häufiger auf fast allen Linien durchgängig fahren. Einführen werde man den generellen Nachtverkehr aber erst frühestens nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Netz, sagte Meyer. Und das kann noch eine Weile dauern.

Auch die BVG will erst noch die baulichen Voraussetzungen für einen durchgängigen Nachtverkehr schaffen. In einem ersten Schritt sollen deshalb zunächst nachts Busse zu den U-Bahnhöfen fahren. Zum Ausbauprogramm gehört der Einbau von zusätzlichen Weichen, der ohnehin vorgesehen ist, um im Betrieb flexibler werden zu können. Wenn die Züge an vielen Stellen das Gleis wechseln können, ist bei Bauarbeiten ein eingleisiger Betrieb fast ohne Einschränkungen möglich. Dies würde dann auch bei einem Nachtverkehr zumindest an einem Gleis Arbeiten zulassen, die jetzt in der Betriebspause vorgenommen werden.

Mit dem Hinweis auf diese nächtlichen Arbeiten hatte die BVG bisher einen ausgedehnten Nachtverkehr bei der U-Bahn strikt abgelehnt. Mit viel Mühe hatte es der damalige rot-grüne Senat 1989/90 nur geschafft, die BVG zum Nachtverkehr am Wochenende auf zwei Linien zu bewegen. Die U 12 fährt seither alle 15 Minuten von der Warschauer Straße nach Ruhleben, und die U 9 bringt die Fahrgäste zwischen Rathaus Steglitz und Osloer Straße an ihr Ziel.

Nach den derzeitigen Plänen sollen in Zukunft die Linien U 6 (Alt-Mariendorf-Alt Tegel) und U 9 in voller Länge nachts befahren werden. Die U 2 dagegen soll von Pankow kommend bereits am Bahnhof Zoo oder am Theodor-Heuss-Platz enden. Keinen Nachtverkehr mehr würde es dann auf der U 1 durch Kreuzberg zur Warschauer Straße in Friedrichshain geben.

Doch nicht nur deshalb ist der Fahrgastverband IGEB von den Nachtverkehrsplänen nicht restlos begeistert. "Das derzeitige Nachtbusnetz ist gut und effizient", sagte Matthias Horth vom IGEB-Vorstand. Das Anschluss-System mit mehreren Knotenpunkten in der Stadt dürfe nicht zerschlagen werden, wenn die Nachtbuslinien an den Nachtverkehr der U-Bahn angepasst werden. Zudem fühlten sich Fahrgäste nachs im Bus sicherer als in der U-Bahn. Horth ist aber dafür, den Nachtverkehr der U-Bahn am Wochenende auszuweiten.

Dagegen will der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Michael Cramer, dass die U-Bahn nachts auf allen Linien alle 30 Minuten fährt. Das Nachtbus-Netz sei bei vielen Berlinern und vor allem bei Touristen kaum bekannt. Ein doppeltes System mit unterschiedlichen Linienführungen am Tag und in der Nacht sei unverständlich. Durch eine Zusammenarbeit mit dem Taxigewerbe könne es eine "totale Sicherheit" geben, wenn an den Endbahnhöfen der U-Bahn das Umsteigen ins Taxi mit dem BVG-Fahrschein möglich wäre.

Die Senatsverkehrsverwaltung unterstützt die Pläne zum Nachtverkehr, "wenn hierzu optimale Angebote der Verkehrsunternehmen vorgelegt werden", wie Staatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) auf eine Kleine Anfrage Cramers mitteilte. Grundsätzlich sei es sinnvoll, die gut ausgebaute Infrastruktur von S- und U-Bahn auch nachts zu nutzen. Die BVG rechnet mit Kosten in Höhe von 15 Millionen Mark im Jahr beim Nachtverkehr auf Schienen.

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