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BVG-Streik: Verkehrschaos: So erreichen Sie Ihr Ziel

Ès geht nicht mehr viel auf Berlins Schienen und Straßen. Ám Samstag wird die Situation nicht sehr viel anders aussehen. Trotzdem macht der Chef keine Ausnahme.

Sonderbusse nach Tegel

Zwar fahren heute keine BVG-Busse zum Flughafen Tegel – aber ersatzweise Fahrzeuge des Unternehmens BEX, einer Bahntochter. Im Auftrag des Senats verkehren deren Busse am Freitag im 10-Minuten-Takt vom Hauptbahnhof zum Flughafen und am Sonnabend von Alexanderplatz/Mollstraße über Hauptbahnhof und Turmstraße zum Flughafen – jeweils auf der Strecke der BVG-Linie TXL.

Dennoch könnte es in Tegel chaotisch werden. Der Airport ist lediglich über eine einzige Zufahrt und, außer mit Bussen nur per Taxi oder dem eigenen Auto zu erreichen. Die Passagiere sollten zeitig von zuhause losfahren und mögliche Staus auf dem Weg nach Tegel und auf den Flughafen-Zufahrt einkalkulieren, sagte ein Flughafen-Sprecher. Für die Zufahrt zum Flughafen stehen nur zwei Fahrspuren zur Verfügung, von denen eine schon normalerweise häufig durch Taxis blockiert ist. Auch die Parkplätze könnten knapp werden: Es gibt in Tegel nur Parkmöglichkeiten für 4000 Autos.

Weniger problematisch ist die Situation in Schönefeld: Dorthin fahren S- und Regionalbahn. du-/how

30 Prozent mehr Taxifahrten

Rund 6800 Taxen gibt es in Berlin – trotzdem „werden wir die Folgen des Streiks nicht komplett auffangen können“, sagt der Chef von vier Taxirufzentralen, Hermann Waldner. Er rechnet heute mit 20 bis 30 Prozent mehr Taxifahrten.

Gestern Abend gab es erst wenige Reservierungen über seine Firmen City- Funk Berlin, Taxifunk Berlin, Würfelfunk und Quality Taxi; diese vermitteln Fahrten für rund 4000 Taxen von Partnerbetrieben und Selbstständigen. Bei Engpässen im öffentlichen Nahverkehr „bewegt sich immer erst dann etwas, wenn es wirklich losgeht“, sagt Waldner. Dank des technischen Fortschritts sei es aber möglich, schnell zu reagieren: Immer mehr Wagen verfügten über ein vollautomatisches Vermittlungssystem und Satellitenortung per GPS.

Taxifahrten kosten 1,58 Euro pro Kilometer für Strecken bis zu sieben Kilometern und danach jeweils 1,20 Euro. Hinzu kommt der Grundbetrag (3 Euro bei Fahrtantritt). Der Kurzstreckenpreis von 3,50 Euro pro Fahrt gilt für Strecken bis zu zwei Kilometer, jedoch nur, wenn man eine fahrende Taxe anhält. CD

Vermittler von Mitfahrten im Stress

Viele Berliner möchten heute bei anderen mitfahren: Eine Stunde, nachdem die BVG ihren Streik angekündigt hatte, standen bei der Mitfahrzentrale Berlin die Telefone nicht mehr still. „Bei uns blinken alle Leitungen“, sagte Mitarbeiterin Nicole Lutz dem Tagesspiegel. Damit sich das Chaos heute in Grenzen hält, bemühen sich Lutz und ihre Kollegen darum, dass sich Fahrer und Mitfahrer an S-Bahn-Haltestellen treffen können. Allerdings sind nicht alle Anrufer auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit: „Unsere Nummer, die 19 444, hat starke Ähnlichkeit mit der Service-Nummer der BVG, der 19 449“, sagte Lutz.

Kaum gestiegen ist hingegen die Nachfrage nach Mietwagen. „Bis jetzt hält sich das Interesse noch in Grenzen“, sagte Salih Bangin von der Budget Autovermietung. Das Unternehmen werde für die ein, zwei Tage auch nicht mehr PKW bereitstellen. Wenn die Nachfrage stark ansteige, werde das Unternehmen möglicherweise die Mietpreise erhöhen. Auch die ES Autovermietung Berlin und der Verleiher Robben und Wientjes stellen nicht mehr Mietwagen bereit.rni

Schulen bei Fehlen nachsichtig

Die Bildungsverhaltung geht mit dem Streik bei der BVG um wie mit Schneechaos und Orkan – und setzt auf den „gesunden Menschenverstand der Eltern. Wir hoffen, dass es den Schülern gelingt, zur Schule zu kommen“, sagt Behördensprecher Kenneth Frisse. Die Eltern müssten aber im Einzelfall entscheiden, was den Kindern zumutbar ist.

Da es heute Zeugnisse gibt und nach der dritten Stunde der Unterricht endet, stehen jedenfalls keine Klausuren an. Wer nicht zur Schule kommen kann, holt sein Zeugnis dann eben am Dienstag ab, denn am Montag ist ja ohnehin schulfrei. Mit Einträgen wegen „unentschuldigten Fehlens“ muss wohl niemand rechnen, soweit er nicht gerade in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schule wohnt oder mit der S-Bahn fahren könnte, heißt es. Kenneth Frisse rät den Schulleitern, ähnlich zu reagieren wie auf extreme Wetterbedingungen: Auch bei schwerem Sturm könne ja niemand erwarten, dass Kinder zur Schule geschickt werden. Konkrete Anweisungen an die Schulen gab es seitens der Verwaltung nicht, weil die Information über den Streik zu spät kam. sve

Arbeitskampf keine Ausrede vor dem Chef

Ein Streik bei der BVG ist keine Entschuldigung, seinem Arbeitsplatz fernzubleiben, sagt der Fachanwalt für Arbeitsrecht, Ulrich Behr. Der Arbeitgeber könne verlangen, dass seine Beschäftigten eine zumutbare Belastung auf sich nehmen, um die Firma zu erreichen. Was zumutbar ist, hänge von der konkreten Situation ab, beispielsweise der Gesundheit des Beschäftigten und der Witterung: „Ein durchtrainierter Jogger kann durchaus auch einen zwei Kilometer langen Fußmarsch antreten.“ Behr rät Arbeitnehmern, in jedem Fall in der Firma anzurufen, wenn sich abzeichnet, dass man sie nicht oder nur verspätet erreichen kann. Kommt kein Telefongespräch zustande, sollte man dokumentieren, dass man angerufen hat, indem man beispielsweise die auf dem Handy gespeicherten Anrufversuche nicht löscht. Kommt der Kontakt zustande, kann man fragen, ob man zu Hause bleiben kann. Ein Anspruch auf Lohn besteht für diesen Tag nicht. Gegenüber der BVG können deren Kunden keine Ansprüche geltend machen, etwa auf die Erstattung einer Taxi-Rechnung. das

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