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Berlin: BVG will Schadenersatz von Bombardier

20 neue U-Bahnen können wegen eines technischen Fehlers nicht auf die Schiene. Hersteller konnte Mängel bisher nicht beheben

Die BVG will vom Hersteller ihrer neuen U-Bahnen Schadenersatz haben. Weil der Schienenfahrzeugproduzent Bombardier bei den bestellten U-Bahnen der Baureihe HK einen von der BVG monierten Fehler bisher nicht beheben kann, hat der Verkehrsbetrieb bereits im vergangenen Sommer einen Lieferstopp verhängt. Da immer noch nicht abzusehen sei, wann die neuen Bahnen fahren können, prüfe die BVG jetzt, ob sie Schadenersatz verlangen kann, sagte Unternehmenssprecherin Petra Reetz. Bombardier wollte sich mit dem Hinweis auf derzeit stattfindende Gespräche dazu nicht äußern. Pikant ist, dass die BVG mit Bombardier auch einen der größten Aufträge ihrer Geschichte über den Kauf neuer Straßenbahnen abgeschlossen hat.

Die 20 neuen Züge mit je acht Wagen waren 2004 bestellt worden und sollten 2006/2007 ausgeliefert werden. Der Auftrag hat einen Wert von etwa 90 Millionen Euro. Doch kaum waren die ersten Züge im Juli 2006 der BVG übergeben worden, musste Bombardier sie zurücknehmen. Die technische Aufsichtsbehörde hatte die Betriebsgenehmigung verweigert. Wegen Mängeln bei Befestigungsschrauben an den Achsen, die Bombardier von einer anderen Firma bezieht, hätten die Bahnen nicht die vorgesehene Mindestlaufzeit erreicht. Seither versucht Bombardier, den Fehler zu beheben – bisher jedoch vergeblich.

Die Produktion in Hennigsdorf im Norden Berlins lief allerdings weiter. Inzwischen sei rund die Hälfte des Auftrags ausgeführt, sagte Bombardier-Sprecherin Birgit Stallmann. Die fertigen Züge müssen nun auf dem Werksgelände abgestellt werden.

Vor der Serienlieferung der neuen Züge hatte die BVG vier Prototypen, bestehend aus jeweils vier Wagen, die durchgängig begehbar sind, herstellen lassen. Auch sie mussten nach der Übergabe an die BVG Ende 2001 ins Werk zurück, weil Schrauben an den Bremsen locker waren. Inzwischen sind diese Fahrzeuge aber wieder im Einsatz.

Mit dieser Baureihe, die vor allem auf der Linie U2 (Ruhleben – Pankow) fahren soll, hatte die BVG bisher kein Glück. Bereits die Entwicklung zog sich in die Länge, weil der Verkehrsbetrieb diese Fahrzeuge trotz der Bestellung vorübergehend nicht mehr haben wollte. Damals drohte der Hersteller mit einer Klage.

Jetzt benötige das Unternehmen aber die neuen Bahnen, sagte Reetz. Derzeit müsse die BVG weiter alte Fahrzeuge einsetzen, die schon längst ausgemustert sein sollten. Dies treibe die Kosten für die Unterhaltung in die Höhe. Deshalb wolle die BVG Schadenersatz vom Hersteller. Zur Höhe machte Reetz keine Angaben.

Unabhängig vom Lieferproblem bei den U-Bahnen ist Bombardier dabei, neue Straßenbahnfahrzeuge für die BVG zu entwickeln. Deren Design haben Bombardier und die BVG in der vergangenen Woche vorgestellt. Ob die neuen Bahnen auch technisch so funktionieren, wie es sich die BVG vorstellt, soll zunächst ausgiebig an vier Vorserienfahrzeugen erprobt werden. Sie sollen 2008 fertig sein.

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