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Berlin: BVG will sich von billigen Mitarbeitern trennen Personalabbau im Tochterunternehmen Berlin Transport geplant

Die BVG macht eine seltsame Rolle rückwärts. Der sanierungsbedürftige Verkehrsbetrieb will Leistungen seines Tochterunternehmen Berlin Transport (BT), das zu günstigeren Konditionen arbeitet, streichen und wieder der – teureren – Muttergesellschaft BVG übergeben.

Die BVG macht eine seltsame Rolle rückwärts. Der sanierungsbedürftige Verkehrsbetrieb will Leistungen seines Tochterunternehmen Berlin Transport (BT), das zu günstigeren Konditionen arbeitet, streichen und wieder der – teureren – Muttergesellschaft BVG übergeben. Im Tochterunternehmen sei es einfacher, Mitarbeitern zu kündigen als bei der BVG-Mutter, bei der betriebsbedingte Entlassungen gemäß – derzeit noch – geltendem Tarifvertrag ausgeschlossen sind, argumentiert der BGV-Vorstand nach Tagesspiegel-Informationen hinter verschlossenen Türen. Offiziell heißt es, auslaufende Verträge beim Tochterunternehmen würden nicht automatisch verlängert. Die Muttergesellschaft könne nach umfangreichen Rationalisierungen jetzt auch selbst im Vergleich zu anderen Unternehmen günstig fahren, weil sich die Produktivität erheblich verbessert habe.

Die Fahrer erbringen inzwischen eine fast doppelt so hohe Kilometerleistung in ihren Schichten wie vor Beginn der Rationalisierungen. Unter anderem wurden Pausen drastisch gekürzt. An Endhaltestellen haben die Fahrer jetzt, wie berichtet, häufig kaum noch eine „Pufferzeit“, so dass Verspätungen nicht mehr aufgeholt werden können.

Weil der Personalabbau, mit dem der Vorstand Kosten senken will, nicht wie geplant vorankommt, will sich die Mutter jetzt von Mitarbeitern der Tochter trennen. In Zukunft soll es unter dem Dach der BVG statt wie heute noch rund 12000 lediglich 9500 Mitarbeiter geben. 6000 sollen nach den bisherigen Plänen bei der BVG bleiben, die anderen sollen in Tochterunternehmen beschäftigt sein. Aus der Berliner Verkehrs-Gesellschaft BVG, die in diesem Jahr 75 Jahre alt wurde, soll dann die Berliner Verkehrs-Gruppe werden. Nach Tagesspiegel-Informationen gibt es inzwischen sogar Überlegungen, den Stamm der BVG-Muttergesellschaft auf 4500 Beschäftigte zu reduzieren, um weitere Kosten sparen zu können.

Berlin Transport war am 1. Dezember 1999 mit vier Busfahrern gestartet. Heute beschäftigt das Unternehmen etwa 1100 Mitarbeiter. Ihr Kennzeichen ist die weinrote Dienstkleidung. Die Fahrer erhalten einen geringeren Stundenlohn als die BVG-Kollegen und müssen länger arbeiten. Die Hoffnung des Vorstandes, BVG-Mitarbeiter würden sich durch Zahlung einer Abfindung von damals 50000 Mark zur BT locken lassen, hatten sich nicht erfüllt. Deshalb konnte die Mutter nicht so viel Geld sparen wir geplant. BT musste vielmehr Mitarbeiter „auf dem freien Markt“ werben. Ihnen hatte man sichere Arbeitsplätze versprochen.

„Wir wollen den auf den deutschen Markt drängenden Wettbewerbern mit einer überzeugenden Lösung entgegentreten und für unsere Kunden hochwertige Fahrdienstleistung zu vertretbaren Kosten erbringen“, wirbt BT derzeit noch. Das könnte sich nun ändern.

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