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Wolfgang Hebold.

© promo

BVV in Berlin-Lichtenberg: AfD kürt umstrittenen Dozenten zum Stadtratskandidaten

Statistik-Dozent Hebold verlor seinen Job. Jetzt könnte er Stadtrat werden. Die Grünen verweigern seine Wahl.

Wolfgang Hebold, schulterlanges weißes Haar, Deutschlandfähnchen am Revers, saß am Mittwochabend bei der konstituierenden Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in Lichtenberg in der ersten Reihe. Allerdings nur auf den Zuschauerplätzen, denn der Kandidat der AfD für den Stadtratsposten gehört der 12-köpfigen Fraktion gar nicht an. Grundsätzlich ist das nicht unüblich. Umstritten ist Hebold trotzdem, wegen Dingen, die er im Sommer getan oder eben nicht getan hat. Was war also passiert?

„Kopftuchmoslem ist spöttelnd gemeint."

Wolfgang Hebold, 57, vier Kinder, wohnhaft in Berlin-Lichtenberg, Statistik-Dozent, verlor in diesem Sommer gleich drei Jobs. Seine Lehraufträge an der Hochschule für Wirtschaft und Recht sowie der für Wirtschaft und Technik wurden ihm entzogen, die private Hochschule SRH kündigte. Warum? Laut Sylke Schumann, Pressesprecherin der Hochschule für Wirtschaft und Recht, war es so: Studierende erhielten Zugang zu Aufgaben nur über die Website von Hebold, auf der auch sein Blog „Die Verheerung Europas“ zu finden war, wo er, bis heute, Begriffe wie „Kopftuchmoslem“ nutzt. Als Reaktion auf einen Tagesspiegel-Artikel schreibt er auf seinem Blog: „Kopftuchmoslem ist spöttelnd gemeint. Und strafrechtlich relevant sind die Begriffe schon gar nicht.“ Er kam damals der Aufforderung nach, die Aufgaben nur noch über eine hochschulinterne Seite zu vergeben.

Dann tauchten Foreneinträge unter seinem Namen auf, die rechtsextremen Hintergrund aufwiesen. Bis heute bestreitet Hebold, sie geschrieben zu haben. Den Hochschulen war das zu viel. Gegen die Kündigung der SRH klagte Hebold, mittlerweile haben sich Hochschule und Dozent geeinigt.

Im Bezirksamt könnte Hebold das Ressort Schule und Jugend zufallen. „Da hab ich als Vater und Dozent ja eine gewisse Nähe zu“, sagt er. Nachdem vergangene Woche schon Linke und SPD ihr Unbehagen geäußert hatten, gehen die Grünen noch einen Schritt weiter. Sie kündigen am Donnerstag an, Hebold als Stadtrat die Stimme zu verweigern, die Fraktion lehnt laut Pressemitteilung die Wahl "ausdrücklich ab". "Für uns ist Hebold als Stadtrat untragbar," sagt der Fraktionsvorsitzende Sebastian Füllgraf. Camilla Schuler, ebenfalls Grünen-Fraktionsvorsitzende, ergänzt: " Hetzende Menschen wie Herbold haben im Rathaus Lichtenberg nicht das Geringste zu suchen." Gewählt wird im November.

Hinweis: Der Artikel wurde am 2.1.2017 um 12 Uhr geändert.

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Lisa McMinn

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