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Café Garbáty: Zukunft ungewiss

Dem Pankower Café Garbáty wurde gekündigt, die Zwangsräumung verschoben. Der Streit dauert schon seit Jahren an.

DJ Grammophon hat vorhin Schellackplatten aufgelegt, jetzt zupfen Mitglieder der Band „Blank“ ihre Gitarren. Mit gepflegter Akustikmusik geht’s im Pankower Café Garbáty in den Tag, es gibt Kaffee und Brötchen umsonst. Seit acht Uhr solidarisieren sich gut 100 Freunde und Gäste mit dem Club, in dem es sonst vor allem nachts voll ist. „Ich bin so früh aufgestanden wie sonst nie“, sagt Kulturwissenschaftler Paul Kuder – für eine Mahnwache zugunsten des Garbáty. Für Dienstagmorgen hatte das Bezirksamt die Zwangsräumung anberaumt, die der Gerichtsvollzieher aber am Vortag abblies.

Was der am Telefon sagte, hat sich Wolfgang Spors genau aufgeschrieben. Der Termin sei „aufgehoben“. Dieses Wörtchen wiederholt Spors mehrmals. Er hat den Club mit Herzblut, seinem Draht in die Kulturszene und eigenem Geld aufgebaut. Es scheint, als klammere er sich an den trügerisch endgültigen Klang. Doch aufgehoben ist nur der eine Termin. Der Grund: Der Verein Garbáty, der sich seit eineinhalb Jahren für den Erhalt des Clubs starkmacht und ebenfalls in der Breiten Straße 43 sitzt, wurde bisher im Verfahren zwischen Spors und dem Bezirk womöglich nicht angemessen berücksichtigt. Doch die Räumung der Villa mit den Säulen davor und den Jugendstilschnörkeln drinnen dürfte nur aufgeschoben sein. „Das Bezirksamt bemüht sich weiter darum, so schnell wie möglich zu räumen“, bekräftigt Bezirksstadträtin Christine Keil (Linke).

Die Zukunft des Garbáty ist seit gut zwei Jahren ungewiss. Der Konflikt kreist eigentlich um zwei benachbarte Gebäude: Das eine beherbergt seit acht Jahren mit dem Café Garbáty den einzigen Laden, in dem man sich abends in Pankow aufhalten kann. Das finden zumindest die, die gekommen sind: Daniel Baldowski etwa, der unter seine Armeejacke mit DDR-Aufnäher ein T-Shirt mit Garbáty-Aufdruck gestreift hat: „Ich habe hier geniale Konzerte erlebt, und für meine Generation über 35 Jahre gibt es hier sonst nichts.“ Das Kulturhaus nebenan steht seit Jahren leer. Als der Bezirk die Nutzung vor Jahren ausschrieb, setzte sich Spors durch. Doch die Parteien konnten sich nicht über die Vertragsinhalte einigen, und so verzichtete der Kulturmanager im August 2005. Auch seinen Gewerbeschein gab Spors nach eigener Aussage zurück. Als Betreiber des Cafés ist seither sein Bruder eingetragen, worin das Bezirksamt jedoch einen Vertragsbruch sieht und deshalb auch die Vereinbarung für das Café gekündigt hat. Einen Rechtsstreit verlor Spors in erster Instanz und ging in Berufung. Bei einer erneuten Ausschreibung für beide Häuser setzte sich Tanzstudiobetreiber Dock 11 durch.

Wenn es nicht ganz schließt, wird das Café Garbáty umziehen müssen. Der Verein Garbáty bringt als möglichen Ausweichort den Ratskeller ins Spiel. Über dessen Nutzung diskutiert heute die Bezirksverordnetenversammlung. Eigentlich soll dort der Fundus des Stadtgeschichtlichen Museums einziehen. wek

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