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Berlin: Café Maibach

Den Winterfeldtplatz kann man nur lieben. Der große Markt, die vielen offenen Lokale, ein angenehm entspanntes Publikum – das ist schon hübsch, beinahe mediterran.

Von Frank Jansen

Den Winterfeldtplatz kann man nur lieben. Der große Markt, die vielen offenen Lokale, ein angenehm entspanntes Publikum – das ist schon hübsch, beinahe mediterran. Sicher, tolle Cocktails gibt es bloß im Green Door, die anderen Schänken bieten kaum mehr als Durchschnitt. Aber sollte man dann auch ein neues Lokal ignorieren, nur weil es äußerlich anderen Trinkstätten in dieser Gegend ähnelt? Das wäre doch furchtbar intolerant. Außerdem sitzt man so schön am Winterfeldtplatz, erst recht, wenn draußen die Oktobersonne strahlt wie in den vergangenen Tagen. Also haben drinking man und compañera im Barloungerestaurant Maibach Platz genommen.

Wie es aussieht in dem Ecklokal, ist schnell berichtet: Viele Tische, ein größerer Spiegel, ein eher kurzer Tresen mit weißem Halbwulst, darüber fünf tropfenähnliche Lampen. Bei warmem Wetter sitzen die Leute alle draußen und genießen den mediterranen Charme des … – pardon, das hatten wir schon. Eine freundliche Servierdame brachte eine umfangreiche, aufzufächernde Karte, in der sich überraschend viele Drinks mit erotischen Namen fanden. Also nicht nur der obligate Sex on the Beach, sondern auch Sex on the Swimmingpool, Sex on the Bar, Sex Machine, Sexy, Erotica, Kamasutra, Aphrodita und: Liebestropfen. Zählt das Maibach etwa zum Imperium von Dolly Buster?

Dann sollte sie jedenfalls nicht nur in die Suche nach Cocktailtiteln investieren, sondern auch in einen fähigen Keeper. Der Cherry Colada war auf der Karte als Komposition aus weißem und braunem Rum, Kokos, Sahne, Ananassaft sowie Kirschlikör, Kirschsirup und Kirschfruchtsaft angekündigt – doch was dann kam, war absolut kirschfrei. Die Servierdame widersprach nicht und eilte zum Keeper. Als sie wieder auftauchte, war der Cherry Colada lieblos mit etwas Kirschigem bespritzt.

Die Hoffnung auf ein nur kurzes Zwischentief des Keepers trog. Auf den Cherry Colada folgte ein belangloser Southern Trip (Southern Comfort, Triple Sec, Lime Juice, Zitronensaft, Ananassaft). Der Erdbeer-Margarita war Durchschnitt, der nicht alkoholische My Fair Lady (Maracujasaft, Zitronensaft, Mangofruchtsaft, Kirschfruchtsaft, Orangensaft, Pfirsichnektar) schmeckte der compañera wie simpler Multivitaminsaft.

Immerhin will das Maibach den Gästen bald einen „kostenlosen Hochgeschwindigkeitsinternetzugang“ präsentieren. So steht es auf der Homepage. Und: „Unser Wunsch ist es, den Kunden rundum zufrieden zu stellen“. Wie wär’s mit einem professionell organisierten Hochgeschwindigkeitscocktailzugang? Wenn es klappt, darf es natürlich auch etwas kosten.

Café Maibach, Maaßenstraße 5, Schöneberg, Tel.: 23 62 35 20, montags bis samstags ab 9 Uhr, sonntags ab 10 Uhr, Cocktails gibt es laut telefonischer Auskunft nur ausnahmsweise vor 17 Uhr. Welche Gründe eine Ausnahme rechtfertigen, wurde nicht mitgeteilt.

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