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Canisius-Kolleg: Sorge um das Image

Schüler und Eltern fürchten um den guten Ruf des Canisius-Kolleg. Ehemalige berichten von Gerüchten und Hinweisen.

Drei Schüler aus der 13. Klasse stehen rauchend vor dem Eingang der Schule und unterhalten sich – wie fast alle heute Vormittag – über das, was ihr Rektor Klaus Mertes zuvor mitgeteilt hat. Mertes hatte den zehn- bis 19-jährigen Schülern in einer 45-minütigen Vollversammlung erklärt, dass es Fälle von sexuellem Missbrauch durch zwei Jesuitenpater an ihrer Schule gegeben hat. Vor vielen Jahren. Und dass die Öffentlichkeit nun Bescheid wisse, weil er den Schülern von damals Briefe geschickt habe. Nach der Konferenz ist die Aufregung unter den 850 Schülern groß.

Viele Schüler und Eltern wollen vor allem eines vermeiden: den Eindruck, die Kinder an dieser Schule seien gefährdet. Ein Abiturient ist sich sicher, dass die Schule in Verruf kommt, weil „die Medien die Dinge falsch darstellen“. Dabei sei das alles „schon dreißig Jahre her“ und die Schule „großartig“. So wie auch Rektor Mertes, bei dem der Schüler den Religionsunterricht besucht. Mehrere Jugendliche äußern ihre Bewunderung dafür, dass der Ordensmann „Verantwortung für die Opfer von damals übernommen hat“.

Einen der Briefe zum Thema Missbrauch hat der Berliner Blogger Johnny Haeusler erhalten, der 1974 in der fünften Klasse am Canisius-Kolleg anfing. Als er das Schreiben erhalten hat, sagt er dem Tagesspiegel, seien „frühere Gerüchte bestätigt“ worden. In seinem Internetblog Spreeblick schreibt er, dass damals Schüler aus der Nachmittagsbetreuung in der „Gemeinschaft Christlichen Lebens“ erzählt hätten, ein Pater habe ihnen eine Kerze geschenkt, die sie jedesmal anzünden sollten, „wenn sie onanierten“. Die benutzte Kerze sollten sie später wieder mit den Club bringen und „im persönlichen Gespräch“ mit dem Pater klären, ob sie sich zu oft angefasst hätten. Später habe Haeusler von einem ehemaligen Mitschüler erzählt bekommen, dass es in den 80er Jahren einen Missbrauchsfall an der Schule gegeben habe, aufgrund dessen ein Pater aus dem Schuldienst entfernt worden sein soll.

Auch viele Eltern von aktuellen Schülern erfuhren erst durch die Medien von den Vorwürfen. „Ich finde es sehr problematisch, diese Dinge einige Jahre lang gar nicht bekannt zu geben, obwohl einzelne Fälle bekannt waren“, sagte eine Mutter der Nachrichtenagentur dpa. Es sei jedoch „typisch für die Schulpolitik“, sehr stark das positive Image der Schule bewahren zu wollen. Ferda Ataman

Ferda Ataman

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