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Canisius-Kolleg: „Wir dürfen nicht wegschauen“

Nach den Winterferien hat Rektor Klaus Mertes am Montag in der dritten Stunde alle Schüler zusammengerufen. Den Eltern der Gymnasiasten ließ er per Mail folgenden Brief zukommen.

„Liebe Eltern, heute fand eine Versammlung der Schule in der neuen Turnhalle statt. Darin habe ich Ihren Kindern Folgendes gesagt:

1. Dank insbesondere an die Mitbrüder in der Kommunität (Anm.: die Ordensgemeinschaft) sowie an Frau Hüdepohl (Anm.: die Schulleiterin des Gymnasiums) für den großartigen Einsatz und die beeindruckende Loyalität in der vergangenen Woche. Dank auch an die Unterstützung und den Zuspruch der Schüler sowie der Eltern. Ihr seid wunderbare Schülerinnen und Schüler. Ich bin stolz auf Euch.

2. Pater Provinzial (Anm.: der deutsche Jesuitenchef Stefan Dartmann) hat mich gebeten, in den nächsten Wochen auch einen großen Teil der Pressearbeit zu übernehmen, um zu den Fragen Rede und Antwort zu stehen, die sich nun an den Orden als Ganzen stellen, nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland.

3. Der dritte Missbrauchstäter, der in der vergangenen Woche aufgedeckt wurde, war 1970/71 Religionslehrer am Canisius-Kolleg und 1976 bis 1981 in Berlin als Lehrer an der Liebfrauenschule und als Jugendseelsorger tätig.

4. Kein Schüler unserer Schule wurde nach Bekanntwerden der Vorfälle in den 70er und 80er Jahren heute abgemeldet, keine Bewerbung für die neuen Sexten wurde zurückgezogen.

5. Schaden für die Opfer ist durch die Täter entstanden, Schaden für die Opfer und für das Kolleg ist insbesondere auch durch das Wegschauen und Nicht-genau-Hinhören entstanden, als sich die Opfer meldeten. Die Aufdeckung des Schadens ist die Voraussetzung dafür, dass der Schaden für das Kolleg heilen kann.

6. Durch die Ereignisse der letzten Woche hat unser Kolleg nun einen Auftrag für die Zukunft: Nicht wegschauen, wenn Gewalt geschieht. Dieser Auftrag gilt für alle: Für die Schulleitung, für die ISG-Leitung (Anm.: Ignatianische Schülergemeinschaft – der auf dem Schulgelände untergebrachte Jugendverband), für das Kollegium und für uns alle.

7. Wir sind eine wunderbare Schule und werden das auch bleiben.“

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