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Casinos am Zoo: Das Spiel ist aus

Die Deutsche Bahn gibt ihre Pläne für zwei Automatencasinos im Bahnhof Zoo auf. Das Vorhaben hatte in Charlottenburg heftige Proteste ausgelöst.

Politiker, Geschäftsleute und Anwohner in der City-West atmen auf: Die Deutsche Bahn AG hat ihre Bauanträge für zwei Spielhallen im Bahnhof Zoo zurückgezogen. Das bestätigte am Mittwoch der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU). Die Arbeitsgemeinschaft City reagierte „sehr erleichtert“. Automatencasinos hätten die Bemühungen zur Aufwertung der Gegend torpediert, sagte der Vereinsvorsitzende Klaus-Jürgen Meier.

Gröhler glaubt, dass „die negative Presseberichterstattung“ und seine Ankündigung einer rechtlichen Prüfung zum Sinneswandel der Bahn führten. Anfang Juli hatte der Tagesspiegel die Pläne bekannt gemacht; in einer Pro- &- Contra-Leserabstimmung sprachen sich 99,1 Prozent der Teilnehmer gegen die Spielhallen aus. Gröhler und die AG City befürchteten eine „Rückkehr zum Schmuddelimage“. In den 70er und 80er Jahren war die Bahnhofsgegend durch Drogenhandel und den Straßenstrich in Verruf geraten.

An der Stelle des einstigen Bahnhofspostamts wollte die Bahn zwei Automatenspielhallen auf zusammen knapp 300 Quadratmetern ansiedeln. Die rechtliche Bewertung durch den Bezirk dauerte noch an, als die Pläne nun aufgegeben wurden. Das Bauamt prüfte, ob Spielhallen überhaupt dem Planungsrecht für Bahnflächen entsprechen. Denn erlaubt sind nur Nutzungen im Rahmen des Bahnbetriebs, also beispielsweise Geschäfte mit Reisebedarf.

Die Bahn räumte ein, dass sie wegen der Proteste auf die Spielhallen verzichtet. Bei der geplanten Modernisierung des Bahnhofsinneren suche man das „gute Einvernehmen“ mit dem Bezirksamt, sagte ein Sprecher. Andernorts in Charlottenburg-Wilmersdorf planen verschiedene Firmen jedoch mehr als ein Dutzend Automatencasinos, darunter am Kaiserdamm und in der Uhlandstraße, wo eine Spielhalle bereits in ehemalige Räume der Musikalienhandlung Riedel zog. Wirtschaftsstadtrat Marc Schulte (SPD) spricht von einer „furchtbaren Mode“. Streit um beantragte Standorte gibt es auch in Tempelhof-Schöneberg und Neukölln.

Über die Umgebung des Bahnhofs Zoo machen sich Politiker, Stadtplaner und Wirtschaftsvertreter seit Monaten Gedanken. Wie berichtet, sollen zwischen Breitscheid- und Wittenbergplatz ab 2010 strenge Regeln für Straßenhändler und -musiker gelten; „offensives Betteln“ wird laut einem Entwurfspapier verboten. Für die Gegend um den Ernst-Reuter-Platz erarbeitet derweil ein Team um Hardy Rudolf Schmitz, Chef des Technologieparks Adlershof, ein Konzept. Dabei geht es um einen „Uni-Campus City-West“ zwischen TU und Universität der Künste. Für Mittwochabend war im Amerika-Haus auch eine Podiumsdiskussion über den Bahnhof Zoo geplant: Bezirkspolitiker und der „Verein unzufriedener Bahnkunden“ um Ex-Pfarrerin Helga Frisch fordern, wegen des S-Bahn-Chaos wieder Fernzüge am Zoo halten zu lassen.

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