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Huiuiui. Dieser Herr kann einem bestimmt einen ziemlichen Schrecken einjagen, wenn er plötzlich hinter einer Ecke auftaucht.

© dpa

Casting für Nachwuchs-Erschrecker: Achtung, jetzt wird's gruselig

Ein Kreuzberger Gruselkabinett sucht neue Mitarbeiter – und lud Sensenmänner und Zombies zum Casting. Die Jury-Mitglieder waren zufrieden, aber selbst kaum erschreckt.

Er soll sein schlimmstes Schreien zeigen. Da räuspert sich der Kandidat – und stößt ein kreischendes Kichern hervor. „Das war so gruselig wie ein Meerschweinchen“, sagt Enno Lenze, Geschäftsführer des „Berlin Story Bunker“. „Kannst du tiefer?“ Der Kandidat grunzt. Er trägt Mantel, Maske und an den Händen Krallen, erinnert an einen Sensenmann ohne Sense. Talent zum Schreien zeigt er nicht, dafür fällt ihm das Sterben leicht: Er krallt die Hände an den Hals, röchelt und zuckt mit den Beinen. „Das war nett“, heißt es aus der Jury. „Aber was spricht noch für dich?“ Der Kandidat zieht die Schultern hoch und lässt die Krallen sinken.

Schrecklich zu sein sei wirklich nicht einfach, sagt Lenze. Er veranstaltete am Mittwoch ein Casting in seinem Kreuzberger Gruselkabinett. Das Team sucht neue Erschrecker, mindestens einen, eventuell zwei. Der oder die Gewinner werden an Halloween zum ersten Mal eingesetzt. Aber erstmal das Casting. Die Horror-Aspiranten sollen schreien, sterben, mit ihrem Outfit imponieren. Und Sportlichkeit gilt es zu beweisen, weil Erschrecker viel rennen müssen. In der selbsternannten Jury sitzen Lenze, die Künstlerin „Jey“, Angestellte im Kabinett, und „Grim Reaper“, der dienstälteste Erschrecker im Team. Er arbeitet seit 14 Jahren hier, schlürft jetzt mit einem Strohhalm Cola durch seine Maske.

Wir wollen Leidenschaft fürs Gruseln sehen“, sagen sie und stellen Fragen wie „Stehst du auf Tageslicht?“. Insgesamt fünf Bewerber präsentieren sich im „Scheintod-Saal“ des Bunkers. „Du bist gruselig“, sagt Lenze zu einem. Der 42-Jährige dankt und berichtet, er sei eigentlich Reinigungskraft, habe keine Erfahrung als Erschrecker, aber Lust, mit dem „Urgefühl der Angst“ zu arbeiten. Keiner der Bewerber kommt aus der Grusel-Branche. Ein Zombie und ein Gorilla, zwei Steglitzer Studenten, stellen sich gemeinsam vor. Sie spritzen Kunstblut, dann tötet der Zombie den Affen. „Eure Lautstärke war gut“, sagt Jey. Die beiden haben Chancen. Man wolle aber noch die Videos auswerten, mit denen sich Interessenten ebenfalls bewerben konnten.

Bis auf den Geist am Anfang seien die Bewerber gut gewesen. Erschreckt habe sich die Jury aber nicht. „Wir sind abgehärtet“, sagt Lenze. Bei Besuchern ist das anders. „Fünf bis zehn heulen am Tag.“ Und einmal im Monat falle jemand in Ohnmacht. Den Rettungswagen habe man dieses Jahr aber erst einmal rufen müssen. Ein Gast, der vor einem Erschrecker zurückweichen wollte, sei gegen eine Wand gerannt.

Milena Menzemer

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