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Kick it like Beckham. In den Studios in Adlershof motivieren Jo (vorne links) und Andy (vorne rechts) hunderte Tanzbewerber für die beiden Uefa-Finale-Showevents. Bei der Massenchoreographie von Wanda Rokicki muss jeder Schritt sitzen. Viel Zeit zum Üben bliebt ja zumindest fürs Frauenspiel am 14. Mai nicht.

© Annette Kögel

Casting für Uefa-Show: Freiwillige tanzen fürs Fußballfinale vor

Arme strecken, Beine recken: Beim Casting fürs Finale der Champions League am geheimen Ort gaben 500 Freiwillige alles. Sie wollen ins Vorprogramm – und ins Stadion. Wir waren beim Vortanzen dabei.

„Fünf, sechs, sieben, acht!“ Erst in die Kung-Fu-Haltung, dann den Körper drehen – und die Arme wie Windmühlenflügel durch die Luft schleudern! Geht doch. Die im Übungsraum unter den Scheinwerfern an der Decke den Testtanz-Durchgang hinter sich haben, strahlen erleichtert – die an der Seite stehen und gleich selbst dran sind, klatschen und pfeifen zur Anfeuerung. Willkommen zum Fußball-Casting. Genauer: Zum Casting hunderter Darsteller, die beim Frauen- und Männerfinale der Uefa-Champions League den Zuschauern schon vorm Anpfiff einheizen sollen.

Bewerber werden exakt vermessen

Am Vormittag ist im Foyer in dem Studio in Adlershof noch angespannte Ruhe. Diejenigen, die die Location fanden, haben es schon mal weit gebracht, der Castingort war ein gut gehütetes Geheimnis. Die Choreographen, künstlerischen Direktoren und Empfangsmitarbeiter hier sind eine internationale Truppe mit Italienern, Deutschen, Australiern und Briten. „Nein, wir haben das nicht öffentlich gemacht, sonst hätten wir die Mengenmassen nicht bewältigen können“, sagt Sarah Bowden, die sonst gerade selbst mit Helmut Baumann in „Sally und Fred“ im Wintergarten auf der Bühne steht. Jetzt gibt sie Fragebögen aus, dann bittet sie die Kandidaten zum Vermessen – Spannweite der Arme und so weiter – und verteilt Infozettel – wer zweimal nicht zur Probe erscheint, wird ausgewechselt.

Im Takt der Trophäe. Freiwillige tanzen im Vorprogramm wie hier beim Finale der Champions League 2014 in Lissabon. Was sie in Berlin vorhaben, ist streng geheim. Schon nächste Woche treten die ersten beim Endspiel der Frauen auf.
Im Takt der Trophäe. Freiwillige tanzen im Vorprogramm wie hier beim Finale der Champions League 2014 in Lissabon. Was sie in Berlin vorhaben, ist streng geheim. Schon nächste Woche treten die ersten beim Endspiel der Frauen auf.

© imago/Jan Huebner

Kandidatin spielt selbst in der Abwehr

Es werden 350 Teilnehmer sein, die zehn Minuten lang hochkonzentriert Action machen, und Kameras aus der ganzen Welt fokussieren die Tanzchoreographie da unten auf dem Rasen im Olympiastadion am 6. Juni und im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark am 14. Mai. Emily Arndt spielt selbst Fußball, sie ist in der Abwehr des Lichtenberger FFC 09 in der Landesliga, 2014 waren sie Berliner Meister. Frauenfußball guckt sie eigentlich nicht, sagt die Dreizehnjährige, sie ist mit einer großen Mannschaftsdelegation im Teamdress und mit Trainer Aribet Schmidt beim Casting. Die Mädels machen ein paar Bewegungen von Choreographin Wanda Rokicki und den Assistentinnen Jo und Andy nach, zum anpeitschenden „Uptown Funk“ von Mark Ronson und Bruno Mars. Was genau aber im Vorprogramm zu sehen sein wird, bleibt erstmal genauso geheim wie nun bald genutzten Probestätten, da haben die Agenturen „Impressions Kommunikation“ und „Pitchsport Marketing Ltd“ durch andere Großevents schon Erfahrungen. Die Partie – es dürfte wohl auf Real Madrid gegen Barcelona hinauslaufen – will auch Clemens Brand, 24, miterleben.

Alles wird genau zum Check mitgefilmt

Die Tickets fürs Finale zwischen 70 und 390 Euro sind ja schon lange weg, auf dem Schwarzmarkt kosten sie ein Vielfaches – und, ja, das könne ein Grund sein, warum der junge Mann mit dem Hertha-T-Shirt unbedingt auf dem Rasen eine gute Figur machen will, sagt er lachend. Honorar bekommt aber keiner der Freiwilligen. Auch Muskelpaket Tobias Siegel mit dem breiten Kreuz gibt auf dem Vortanz-Parkett alles. Der 26-jährige Physiotherapeut kommt aus dem brandenburgischen Leegebruch. Warum der in Berlin als Schiedsrichter aktive Mann mit seinen Kumpels mitmacht? „Leute kennenlernen“, scherzen die Männer. Die Choreo-Profis wiederum wollen die Bewerber in der Halle ganz genau kennenlernen. Jeder Kleingruppen-Durchgang wird genau mitgefilmt, die Starternummer jedes einzelnen Kandidaten zur besseren Identifizierung vorher laut angesagt. Es müssen ja 350 aus knapp 500 Bewerbern ausgewählt werden. Gwendalina Aliardi ist künstlerische Produzentin, sie sagt, es sei „ wichtig, dass die Leute ein Gefühl für das bekommen, was gezeigt werden soll. Alle schwärmen hinterher immer, den Auftritt mit den anderen in der Masse vor so einer Kulisse, das war einzigartig und unvergesslich.“ Jetzt gibt es wieder Applaus für einen Trupp Tänzer. Und dann: Gejohle, Glücksgefühle, Gänsehaut.

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