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Berlin: Castor-Transporte: Berliner Baumaterial ins Wendland transportiert

Nach Erkenntnissen des Berliner Verfassungsschutzes hat es seit dem 27. Februar in Berlin etwa 10 Anschläge in Verbindung mit den bevorstehenden Castor-Transporten gegeben.

Nach Erkenntnissen des Berliner Verfassungsschutzes hat es seit dem 27. Februar in Berlin etwa 10 Anschläge in Verbindung mit den bevorstehenden Castor-Transporten gegeben. Drei davon waren Brandanschläge auf Fahrzeuge der Bahn und des Siemens-Konzerns. In zwei Fällen wurden Straßenbahnschienen blockiert. Verletzte habe es jedoch in keinem Falle gegeben.

Wie Claudia Schmid, die Leiterin der Verfassungsschutzabteilung, in der gestrigen Sitzung des Verfassungsschutzausschusses mitteilte, habe man zudem festgestellt, dass bereits seit einigen Wochen verstärkt Material in Berliner Baumärkten gekauft. Es handele sich um vorwiegend um Werkzeuge wie Hämmer und Sägen, die jetzt ins Wendland gebracht werden, um spätere Polizeikontrollen zu umgehen, sagte sie dem Tagesspiegel. Zudem habe eine Autonomengruppe aus Berlin eine so genannte "Schienenpatenschaft" für den Raum Dahlenburg übernommen. Hier müsse daher mit Blockaden oder Zerstörungen gerechnet werden.

Nach dem Anschlag auf die Bahn-Tochter "DB Cargo" Mittwoch früh waren die Castor-Gegner auch in der Nacht zu gestern wieder in Berlin aktiv. In Mitte wurden fünf Fahrzeuge des Senders "TV-Berlin" mit Parolen besprüht: "Dem Castor die Zähne zeigen!" Ein Sprecher des Senders bezifferte den Schaden an den Fahrzeugen gestern auf 20 000 bis 25 000 Mark. Die Tat habe sich vermutlich gegen ein Uhr früh ereignet. Senatssprecher Andreas-Michael Butz verurteilte die Anschläge als "blinde Zerstörungswut". Am Mittwoch hatte Innensenator Werthebach angekündigt, die Straftaten im Zusammenhang mit Castor-Transporten "mit aller Härte" zu verfolgen.

In Höhe der Tucholskystraße in Mitte versenkten Unbekannte drei Fässer in der Spree, die das Warnzeichen für Radioaktivität trugen. Passanten entdeckte die Fässer gestern gegen 10.40 Uhr. Kurze Zeit darauf wurden die Behälter von der Polizei geborgen. Die Fässer waren nach Auskunft der Polizei leer.

Zu dem Anschlag auf die Büros der "DB Cargo" in Treptow ging gestern bei der deutschen Presseagentur ein Bekennerschreiben ein. Die Täter hatten bei der Bahn 78 Fenster zerschlagen und Flaschen mit Buttersäure und Nebelgranaten militärischer Herkunft in die Räume geworfen. Aber weder zerplatzten die Flaschen noch zündeten die Granaten. Der entstandene Schaden wird auf 100 000 bis 150 000 Mark geschätzt.

Offenbar war das Bekennerschreiben geschrieben und abgeschickt worden, bevor die Ergebnisse der Tat vorlagen. Denn die Verfasser gingen davon aus, dass ihr Anschlag voll und ganz geglückt sei: "... Wir hinterließen die sagenhafte Anzahl von über 100 kaputten Scheiben, stinkende Büroräume und einige Rauchbömbchen, um die Sprinkleranlage in Gang zu setzen. Atommülltransporte sind die Achillesferse der Atomindustrie. Hier mit dem Widerstand gegen die Nutzung von Kernenergie zu anzusetzen, ist also sinnvoll", heißt es in dem Bekennerschreiben. Es ist mit "autonome gruppen" unterzeichnet und enthält denselben Schriftstil wie ein Schreiben, das verschickt wurde, nachdem in Hessen, Niedersachsen und Brandenburg Hakenkrallen-Anschläge auf Oberleitungen der Bahn verübt worden waren.

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