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Hier stehe ich ... Das „Räuberrad“ vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz widerstand dem ersten Versuch, es zu entfernen.

© Lars von Törne

Castorf und die Volksbühne: Heute soll das "Räuberrad" entschweben

Noch steht es, das Wahrzeichen der Volksbühne. Nun startet ein zweiter Abbau-Versuch.

„Festgerostet in der Erden / ragt das Rad, in Stahl gebannt. / Baldigst muss der Abschied werden. / Frisch, Frank Castorf, sei zur Hand.“ So könnte, frei nach Schiller, eine Ballade über die Vergeblichkeit der bisherigen Bemühungen um das „Räuberrad“ an der Volksbühne beginnen. Obwohl den Beteiligten nach dem Debakel vom Mittwochabend wohl nicht zum Scherzen zumute ist. Am Rad wurde gerüttelt, aber es wankte nicht, steht noch immer an seinem angestammten Platz, und es ist durchaus nicht klar, ob der zweite Versuch klappen wird.

Wie berichtet war am Mittwoch nun doch über die Zukunft des Rades eine Vereinbarung zwischen den Erben seines Erfinders, des Bühnenbildners Bert Neumann, und der Intendanz der Volksbühne, also Frank Castorf, getroffen worden, unter Federführung von Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Der darin verabredete umgehende Abbau der Skulptur, Erinnerung an Castorfs „Räuber“-Inszenierung von 1990 und mittlerweile Wahrzeichen des Theaters, erwies sich allerdings als schwieriger als gedacht und war möglicherweise auch, so vermutet es Jakob Braeuer, Anwalt der Neumann-Witwe Lenore Blievernicht, „nicht wahnsinnig professionell vorbereitet“.

Der Versuch, das Rad nach oben wegzuheben, missglückte, obwohl der Kran mit einer Zugkraft von rund zwei Tonnen daran zog. Gegen den Plan, das stählerne Gebilde stattdessen mit einem zweiten Kran seitlich wegzuziehen, sprach dann der Anwalt sein Veto aus. Er befürchtete, dass die auf zwei Schienen montierte Skulptur verbogen würde. Mittlerweile war die Zeit schon weit fortgeschritten, es dunkelte, und die Arbeiten wurden aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Einfach am nächsten Morgen wiederkommen und es neu versuchen? So einfach gehe das nicht, hörte der Anwalt von der im Auftrag der Intendanz angerückten Transportfirma, nicht bei solch einem Schwertransport, der gründlich vorbereitet werden müsse.

Spätestens am 8. Juli soll das Rad in Avignon sein

Allerdings besteht eine gewisse Eile, um einen weiteren Teil der Vereinbarung zwischen Erben und Intendanz erfüllen zu können. Die Skulptur soll in Kürze nach Avignon zum dortigen Theaterfestival auf Reisen gehen, um die Aufführungen der Castorf-Inszenierung „Die Kabale der Scheinheiligen“ zu schmücken. Die erste Aufführung ist allerdings schon am 8. Juli, ihr folgen vier weitere, die letzte ist für den 13. Juli vorgesehen. Bereits an diesem Wochenende, so ist zu hören, wird das Equipment für die Aufführungen in die Stadt in der Provence transportiert.

Vor rund zehn Jahren wurde das Rad schon einmal abgebaut

An diesem Freitag soll nun ein zweiter Abbauversuch gestartet werden, hieß es aus der Volksbühne. Wegen der umfangreichen Vorbereitungen könne man noch keinen Zeitpunkt nennen. Weswegen der erste Versuch scheiterte? Auch in der Volksbühne rätselt man, vermutet einen Zusammenhang mit der Sanierung des Vorplatzes vor etwa zehn Jahren, bei dem auch das Rad entfernt und möglicherweise anders wieder verankert wurde, als man es jetzt dachte.

Doch trotz seiner Standhaftigkeit gilt das Rad als reparaturbedürftig. Ein Jahr lang soll nach der Rückkehr aus Avignon daran gewerkelt werden, auch dies steht in der Vereinbarung. So bekommt der am Wochenende scheidende Castorf seinen Wunsch, dass mit ihm auch das symbolträchtige Rad weichen möge, doch noch erfüllt, wenngleich indirekt und vorerst nur für ein Jahr. Aber auch dazu muss man das Rad erst mal losbekommen.

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