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Berlin: CDU-Kreischefs wollen Nooke nicht

Für den ostdeutschen Unionspolitiker gibt es vermutlich keinen aussichtsreichen Listenplatz

Von Sabine Beikler

Ihre Hoffnungen auf einen aussichtsreichen CDU-Listenplatz waren vergeblich: Weder Edeltraut Töpfer noch Günter Nooke, beide Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete, werden vermutlich wieder auf einen der vorderen Plätze in den Bundestagswahlkampf ziehen. Darauf haben sich die Berliner CDU-Kreischefs oder deren Stellvertreter am Freitagabend verständigt: Drei Stunden saßen die Unionspolitiker im Salon „La Tache“ im Palace-Hotel zusammen und verständigten sich auf ihre Vorschläge für eine Landesliste. Das Treffen verlief in „sehr kollegialer“ Atmosphäre, wie es hieß.

Auf den ersten als relativ sicher geltenden acht Plätzen sollen kandidieren: Monika Grütters auf Platz eins, gefolgt von Landeschef Ingo Schmitt. Platz drei für Landespolitiker Karl-Georg Wellmann, vier für den Bundestagsabgeordneten Peter Rzepka, der in Tempelhof-Schöneberg direkt kandidiert. Für den Abgeordneten und Spandauer Direktkandidaten Kai Wegner ist der fünfte Platz vorgesehen, gefolgt von Roland Gewalt auf Platz sechs. Gewalt ist Sprecher der Berliner CDU-Landesgruppe im Bundestag. Auf sieben soll der Abgeordnete Kurt Wansner kandidieren. Offen ist Platz acht für Volker Liepelt, der sich noch nicht entschieden hat.

Nicht über die Landesliste abgesichert bleiben die Bundespolitiker Töpfer und Nooke, der in Pankow schlechte Chancen auf ein Direktmandat hat. Töpfer, Landesvorsitzende der Frauen-Union, hat keinen Direktwahlkreis und kündigte schon eine Gegenkandidatur auf der Liste an. „Ich werde mir überlegen, an welcher Stelle“, sagte Töpfer dem Tagesspiegel. Obwohl die CDU-Frauen Druck auf die Landesspitze ausgeübt haben, hat Töpfer keine Unterstützung erhalten. Sie sei politisch zu unauffällig, heißt es.

Als politisches Leichtgewicht würde zwar kein Unionspolitiker Günter Nooke bezeichnen. Trotzdem „hat er ausgedient“, sagt ein CDU-Spitzenpolitiker. Dem ehemaligen DDR-Bürgerrechtler und heutigen kulturpolitischen Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion wird vorgehalten, er sei ein Einzelgänger ohne Teamgeist. Parteifreunde kritisieren zudem, dass Nooke keine Kärrnerarbeit im Landesverband kenne. „Es reicht nicht aus, nur auf die eigenen Leistungen im Bundestag für Berlin hinzuweisen“, sagt ein CDU-Mann. Nooke vertrat bei dem Treffen am Freitag den Pankower Kreischef Stettner und soll das schlechte Ergebnis für sich kommentarlos angenommen haben. Er selbst war am Sonnabend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Vermutlich wird Nooke die Niederlage nicht kampflos akzeptieren und zur Gegenkandidatur antreten. Vor drei Jahren führte er noch die Landesliste an: Damals gewann er gegen Eberhard Diepgen, der bei der Kandidatur um den Spitzenplatz drastisch unterlegen und in der Konsequenz als CDU-Landeschef zurückgetreten war. 2005 will es Diepgen noch einmal wissen und kämpft um das Direktmandat in Neukölln. Auf eine Absicherung auf der Landesliste hat Diepgen ebenso wie Frank Steffel, der Reinickendorfer CDU-Direktkandidat, verzichtet.

Am kommenden Sonnabend werden die Landesvertreter die CDU-Landesliste wählen. Darauf muss Spitzenkandidatin Monika Grütters nicht warten: Entspannt kann sie sich auf einen Direktwahlkampf in der PDS-Hochburg Marzahn-Hellersdorf vorbereiten. Sie ist auf Platz eins bestens abgesichert.

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